Ultras, Hooligans, Neonazis

Pro­fessionalisierung der Gewalt

Seite 4 – »Hooligans gegen Salafisten«

Größere Aufmerksamkeit in den Medien erlangte die Überschneidung von Hooliganismus und Neonazismus im Rahmen der gewalttätigen Demonstrationen von »Hooligans gegen Salafisten« (HoGeSa) ab dem Jahr 2014 und der darauf folgenden Rekrutierung von Ordnern aus dem Hooligan-Milieu für rechtsextreme Demonstrationen. Nachdem Hooligans mittlerweile bei neonazistischen Kampfsportveranstaltungen wie dem »Kampf der Nibelungen« fest dazugehören (siehe hier und hier), ist die Nähe der Hooligan- zur Kampfsportszene mittlerweile auch in die Wahrnehmung der allgemeinen Öffentlichkeit vorgedrungen.

Ein Phänomen der jüngeren Vergangenheit ist die Verschmelzung ­einiger Hooligan- und Ultra-Szenen zu »Hooltras« – ein Begriff, den der Fanforscher Gunter Pilz bereits Ende der nuller Jahre verwendete, der sich aber später erst verbreitete. Bekanntester Vertreter dieses neuen Typus war die mittlerweile aufgelöste Dortmunder Gruppe »0231 Riot«. Die Gruppe, die zur Saison 2015/2016 zum ersten Mal in Erscheinung trat, sorgte in den zwei Jahren ihres Bestehens mehrfach für Schlagzeilen – insbesondere mit Gewalt auf der Südtribüne gegen andere Anhänger des BVB. Dabei geriet »0231 Riot« allerdings auch mit den als rechtsextrem bekannten Hooligans der »Borussenfront« an­einander, gab sich ansonsten aber betont unpolitisch, wenn auch in der Praxis mindestens rechts­offen.

Mittlerweile lässt sich beobachten, dass sich eine eigene Fanszene für den Hooliganismus entwickelt hat. Auf Facebook und Instagram teilen Seiten mit Zehntausenden Fans nach jedem Spieltag alle Ereignisse – auf und neben dem Platz. Robert Claus zufolge hat sich die Hooligan-Szene damit selbst ausdifferenziert, der Hooliganismus habe »mittlerweile eine eigene Interessierten- beziehungsweise sogar Fankultur«.

Ob die Hooligan-Szene sich deswegen in Zukunft gegen eine Vereinnahmung durch Neonazis wehrt, ist jedoch fraglich. Zu befürchten ist wohl eher, dass die Affinität zu extrem rechter Ideologie über Mischszenen von Hooligans und Ultras verstärkt auch die Ultra-Bewegung ­prägen dürfte.