סיפור מבית

Homestory #37

Das Jungle-Kollektiv in Tel Aviv.

»Warum hast du XY Frühstück aufgehoben, aber mir nicht? Ich habe auch noch nichts gegessen. Hast du XY etwa lieber als mich?« Es gab Vormittage, da konnte man Gesprächen zwischen Mitgliedern des Jungle-Kollektivs in dessen Tel Aviver Domizil lauschen, die gut erahnen ließen, warum sich der eine oder andere Kibbuz einst gespalten hat. Bei denen dann allerdings noch die großen Themen hinzukamen, wie das Verhältnis zu Stalin oder die Frage, wie viel Geld der Kibbuz aus der Kollektivkasse für neue Unterwäsche ausgeben soll.

Dann wieder gab es regelmäßig Konflikte zwischen verschiedenen Fraktionen der internationalen Arbeiterklasse, a.k.a. malochende Jungle-Redakteurinnen und -Redakteuren einerseits und andererseits jungen, hippen Israelis, die im Hostel hinter der Bar oder der Rezeption standen und der Meinung waren, dass es sich mit besonders lauter und besonders schlechter Musik besonders gut arbeiten lasse. Ähnlich gelagert war der Temperaturkonflikt: Während die Redaktion, anders als bei früheren Auslandsreisen, grundsätzlich keinen Mangel an brauchbaren Tischen und Stühlen hatte, konnte man sich diesmal zwischen drinnen und draußen entscheiden. Das bedeutete allerdings zugleich die Wahl zwischen zu heiß (draußen) und zu kalt (drinnen).

Denn mit einer Klimaanlage kann man natürlich nur dann richtig angeben, wenn man sie bis zum Anschlag aufdreht – ähnlich wie bei der Musikbeschallung. Aber wir wollen nicht jammern. Fast immer befand sich eine Delegation an irgendeinem Strand, um knallharte Recherchen zu Wasser, Wind und Wellen zu betreiben. Selbstverständlich nur, um sich von den anstrengenden Recherchen zu erholen, die wir zu Wahlen und zu Friedensplänen, zu Kibbuzim und Krav Maga, zu Ladenschlusszeiten und LGBTQI-Szene, zu Ultraorthodoxen und zur Underground-Szene und zu vielem mehr betrieben haben.

Die Ergebnisse können Sie in dieser Ausgabe lesen. Das Kollektiv der Jungle World war nicht allein am Werk. Ein ganz großes Toda raba für die Mitarbeit, Hilfe und Unterstützung an Ort und Stelle geht an Josefine Haubold, Andreas Michalke, Oliver Vrankovic, Tal Leder, Anna Pollmann, Debby Farber, Yoram Ehrlich, Eli Holzmann, Amit Avron, Sagit Porat, Andreas Kleemann, Shelly Kupferberg, Uri Misgav, Lutz Fiedler, Niv Hachlili und Avital Shapira.