Der Bedarf an Wasser in einer trockenen Region hat Israel erfinderisch gemacht

Tropfen um Tropfen

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Die Kooperation beim Thema Wassersicherheit sei aber bereits jetzt, auch ohne Friedensvertrag, überlebenswichtig, betont Gidon Bromberg, der israelische Leiter von Eco Peace Middle East im Tel Aviver Büro der NGO, in der jordanische, palästinensische und ­israelische Umweltschützer zusammenarbeiten. »Die Natur hat ganz andere Grenzen als die politischen«, so Bromberg. Die Wasserressourcen werden von allen geteilt – das heißt auch, dass Probleme wie Wasserverschmutzung und -mangel vor den Grenzen nicht haltmachen. So bedroht der Kollaps der Infrastruktur in Gaza auch die Trinkwasserversorgung in Israel. Zum Beispiel treibt die Strömung vor Gaza ins Mittelmeer abgeleitete, ungefilterte Abwässer an die israelische Küste. 2016 und 2017 führte das bereits dazu, dass die Meerwasser­entsalzungsanlage in Ashkelon mehrmals abgeschaltet werden musste, wie Eco Peace öffentlich machte. Israel bezieht mittlerweile 70 Prozent seines Trinkwassers aus Entsalzungsanlagen.

30 Prozent der Erkrankungen in Gaza seien auf verunreinigtes Wasser zurückzuführen, so Bromberg. Dies bedrohe nicht nur die Wassersicherheit, sondern auch die nationale Sicherheit Israels, da der Ausbruch von Seuchen Fluchtbewegungen zur Folge haben könne. Bürgermeister »von links bis weit rechts« aus an Gaza grenzenden israelischen Gemeinden, die bereits regelmäßig Ziel von Raketenangriffen waren, hätten vor einigen Jahren einen gemeinsamen Brief verfasst, in dem sie gefordert hätten, es müsse etwas getan werden, damit sie nicht auch noch von einem Seuchenausbruch bedroht würden, erzählt Bromberg. »Niemand tut dem anderen einen Gefallen, wenn er mit ihm für die Bewahrung der Umwelt und der Wasserressourcen zusammenarbeitet, das liegt im eigenen Interesse«, stellt er nüchtern fest.

Nun ist es mit der Unterstützung für Gaza schwierig, da dort die Hamas ­regiert, die die Vernichtung Israels anstrebt. Zement und Rohre, die zum Bau von Wasserreservoirs und Kläranlagen nötig wären, nutzten die Isla­misten zu oft zum Bau von Tunneln und Raketen, Israel beschränkte daher die Lieferung solcher sogenannter dual use-Güter. Die Gefahren für Israel, die eine Vernachlässigung Gazas heraufbeschwören könnte, haben jedoch zu einem Umdenken geführt. Nach dem Brief der Bürgermeister sei innerhalb von zwei Jahren mit internationalen Geldern und israelischer Kooperation eine moderne Kläranlage fertiggestellt worden, so Bromberg. Eine weitere Anlage, mit deren Bau dieses Jahr begonnen wurde, soll in vier Jahren fertiggestellt sein. Die Hamas ist allerdings weiterhin kein Partner für solche Projekte. Unterstützt werden diese von internationalen Organisationen. Auch Eco Peace arbeitet Bromberg zufolge in Gaza nicht mit der Hamas zusammen, sondern unter anderem mit der Palästinensischen Wasserbehörde der PA, die weiterhin für die Wasserversorgung in Gaza und der Westbank verantwortlich ist.