Der Bedarf an Wasser in einer trockenen Region hat Israel erfinderisch gemacht

Tropfen um Tropfen

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Dort ist die Wasserversorgung ebenfalls prekär. In Jericho gebe es genug Wasser, in Ramallah kämen Wasserlastwagen hingegen nur zweimal pro ­Woche, in manchen südlichen Gemeinden nur einmal alle paar Wochen oder Monate, so Bromberg. Problematisch sei in der Westbank, wie in vielen ­Gebieten der Region, der hohe Verlust beim Wassertransport wegen defekter Leitungen, schlechten Managements und des illegalen Anzapfens von Leitungen. In der Westbank betrage der Verlust im Durchschnitt 30 Prozent. Deren komplizierter Status aufgrund der Besatzung erschwert die Ahndung von Wasserraub und Umweltvergehen. In der Zone C, in der Israel dafür verantwortlich wäre, konzentriere man sich vor allem auf Sicherheitsaufgaben, so Bromberg. In anderen Zonen missbrauche die Industrie die Lage, so halte sie sich etwa in Zonen, in denen die palästinensische Polizei keinen Zutritt hat, gar nicht an Umweltauflagen.

Auf die friedliche Koexistenz zweier Staaten oder eine andere Lösung des Konflikts kann man jedoch beim Thema Wasser nicht warten. Seit den Neunzigern, als die Oslo-Verträge verhandelt wurden, sind nicht nur die Bevölkerungszahlen und damit der Wasserbedarf gestiegen, auch einiges andere hat sich verändert. So ist Israel mittlerweile weltweit führend, wenn es um die Wiederaufbereitung und Entsalzung von Wasser und effektive Bewässerung geht, auf Süßwasserquellen ist es nicht mehr in dem Maße angewiesen wie früher. Pro Jahr braucht Israel inzwischen über zwei Milliarden Kubik­meter Wasser für Privathaushalte, Industrie und Landwirtschaft. Den Großteil davon bezieht es aus Entsalzungsanlagen und der Wiederaufbereitung von Brauchwasser. Rund 90 Prozent des Brauchwassers werden wiederaufbereitet und für die Landwirtschaft nutzbar gemacht. Die weltweit größte Entsalzungsanlage in Soreq soll weiter ausgebaut werden und neue Anlagen sollen entstehen, allerdings ist das Verfahren energieintensiv und teuer. Die Ent­salzung eines Kubikmeters Wasser in Soreq kostet rund siebenmal so viel wie die Entnahme derselben Menge aus einer natürlichen Süßwasser­quelle in Israel – wobei die Entsalzung in anderen Ländern meist um ein Vielfaches teurer ist als in Israel. Neue Auflagen sollen nun zumindest sicherstellen, dass die Energie für die Anlagen aus erneuerbaren Energiequellen kommt.

Trotz der Trockenheit finden sich in Israel viele grüne und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Bis auf einige Getreidesorten wie Weizen und Reis und wenige andere Agrarerzeugnisse muss das Land keine Nahrungsmittel importieren, es exportiert sogar zahlreiche landwirtschaftliche Güter. ­Bereits früh mussten sich Landwirte in Israel mit effizientem Wassergebrauch beschäftigen. In den dreißiger Jahren hatte der aus Polen ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina eingewanderte Ingenieur Simcha Blass die Idee zur Tröpfchenbewässerung. Deren Entwicklung schlossen Mitglieder des in der Wüste Negev gelegenen Kibbuz ­Hatzerim mit seiner Hilfe in den sech­ziger Jahren ab und gründeten die ­Bewässerungssystemfirma Netafim.