Debatte um SUVs

Klima! Mörder! Monster!

Seite 4

Auch das SUV-Fahren verführt zu einer »präventiven Selbstverteidigung«. SUVs werden oft mit der Begründung gekauft, eher defensive Fahrer vor aggressiveren zu schützen. In der Praxis verleiten sie die Fahrenden oft dazu, im Straßenverkehr selbst als bully aufzutreten, weil das Fahrzeug es einem allein durch Größe und Wumms ermöglicht. Man stelle sich einmal vor, es laufen einem zufällig Götz Kubitschek oder Björn Höcke auf dem Zebrastreifen vor die Stoßstange. Auch im Fiat Panda würde es einem möglicherweise in den Füßen jucken, Gas mit Bremse zu verwechseln. Aber was empfindet man erst im dem gleichnamigen Militärfahrzeug nachempfundenen Hummer H2 mit seinen fast drei Tonnen Leergewicht und 321 PS?

So verlockend solche Phantasien klingen, in der Realität macht man sich damit nur unglücklich. Faktisch – remember Charlottesville – ist es vor allem die Gegenseite, von der das Schlimmste zu erwarten ist. Das Auto, mit dem Heather Heyer am 12. August 2017 von einem Rechtsextremisten ermordet wurde, war zwar kein SUV, sondern ein vergleichsweise kleinkalibriger Dodge Challenger 2010 (ein älteres Modell verwendet der Schurke Stuntman Mike bereits 2007 in Quentin Tarantinos Film »Death Proof« als Waffe) – welche Gefahr von sogenannten muscle cars ausgeht, ist gleichwohl nicht mehr zu bestreiten.

In den meisten Ländern ist es – zumindest in dicht bevölkerten urbanen Gegenden – aus guten Gründen verboten, einfach so mit Schusswaffen herumzuspazieren. Ein vergleichbares Verbot sollte auch für jene Fahrzeuge erwogen werden, deren wichtigstestes Merkmal es ist, ein besonders martialisch-robustes Auftreten im Straßenverkehr zu ermöglichen. Nicht zuletzt, weil dieser dadurch genauso wenig friedlicher wird wie ein Kriegsgebiet durch die Einfuhr von Waffen.

Statistisch ist belegt, dass Gesellschaften, in denen der Besitz von Schusswaffen eingeschränkt ist, die sichere­ren sind. Das lässt sich auch auf den Straßenverkehr übertragen. Bürgerkriegstaugliche Fahrzeuge haben dort schlicht nichts verloren, auch wenn es zweifellos Spaß macht, mit ihnen durch die Gegend zu brettern. Und ab welchem Punkt man ein Auto als Waffe definiert – darüber wird man sich schon einig werden.