Paul Simon hat sich an den Tatorten des Anschlags von Halle umgesehen

Geplanter Massenmord

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Auf der Website der im 40 Kilometer von Halle entfernt liegenden Schnellroda herausgegebenen neurechten Zeitschrift Sezession zog ein Autor Parallelen zum »hemmungslos aufgebauschten ›Mordfall Lübcke‹«. Er behauptete, es könne sich beim Anschlag von Halle um eine vom Staat inszenierte »›False Flag‹- oder eine ›Deep State‹-Aktion handeln« wie schon damals beim »NSU-Phantom«.

Der Pressesprecher der sächsischen AfD, Andreas Harlaß, schrieb auf Facebook: »Nur zur Erinnerung: Der Psycho von Halle hat Deutsche erschossen, keine Semiten.« Im Sinne der Nürnberger Rassegesetze von 1935 drückte er damit aus, dass Juden und Migranten niemals als »Deutsche« gelten könnten. 

Am Sonntag lief zwischen Israel-­Fahnen schwingenden Antifaschisten und Studierenden, hinter einem Banner »gegen jeden Antisemitismus«, auch eine Gruppe aus der Fankurve des nicht unbedingt als links geltenden Halleschen Fußballclubs (HFC), um ihres ermordeten Freundes Kevin S. zu ­gedenken. Eine weitere Gruppe trug Fahnen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG). Neben Redebeiträgen der Kurdischen Gemeinde Deutschlands und einer Grußbotschaft des Bündnisses »Unteilbar« aus Berlin wurden die HFC-Hymne und ein Schlager von Andrea Berg gespielt, da die ermordete Jana L. Fan der Sängerin war. Die HFC-Fans ehrten ihren toten Freund mit Sprechchören. Nach der Demonstration fuhr mit lauten Sirenen die Polizei vor, denn jemand hatte die trauernden HFC-Ultras für Nazis gehalten und einen Notruf abgesetzt.
»Halle ist ein Teil meines Lebens. Ich lebe seit elf Jahren hier, ich fühle mich wie in der Heimat«, sagte der kurdische Inhaber des »Kiez-Döner« auf der Demonstration, die er mit­organisiert hatte. »Und durch euren Beistand werde ich mich genauso ­wieder fühlen. Danke, dass ihr alle für uns da seid.« Dann schloß er die Fußballfans, deren junger Freund in seinem Lokal erschossen worden war, tröstend in die Arme.