Linke Kritik an »Extinction Rebellion«

Im Rausch der Angst

»Extinction Rebellion« ist in Deutschland angekommen. Ist die Bewegung ein progressives Projekt oder eine apokalyptische Sekte?

Es nötigt durchaus Respekt ab, was die Anhänger von »Extinction Rebellion« (XR) blockierten in der vergangenen Woche erreicht haben. In Berlin blockierten sie tagelang Brücken und große Kreuzungen, in Metropolen wie London, New York City und Paris sah es ähnlich aus. Am Samstag blockierten nach Angaben von XR 800 Menschen das Bundesverkehrsministerium, laut Polizeiangaben waren es 450.

»Auch jemand, der ein bisschen ­sexistisch oder rassistisch denkt, kann bei uns mitmachen.«

Das öffentliche Interesse an den Ak­tionen von XR nahm zwar bereits nach wenigen Tagen ab, die Klimaschützer konnten aber durchaus zeigen, worum es ihnen geht: um eine Rebellion gegen das Aussterben der Menschheit und der meisten Tierarten, das ihrer Meinung nach wegen des Klimawandels droht. Die aus Großbritannien stammende Bewegung, die im April mit Blockaden der Londoner Themse-Brücken für Furore sorgt, hat mit der Blockadewoche gezeigt, dass sie in Deutschland angekommen ist. Seit Monaten gründen sich hierzulande Ortsgruppen von XR, die stundenweise Straßen blockieren. Mit der Protestwoche in Berlin ist die Organisation hierzulande aus dem Schatten der Schülerbewegung »Fridays for Future« getreten.

Das bürgerlich-konservative Milieu kritisiert XR, weil ihm die Aktionen ­zivilen Ungehorsams zu weit gehen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte dem ZDF in Anspielung auf XR, es gebe Gruppen, die wollten »einen grün angestrichenen Sozialismus ausprobieren«. 

Auch in der radikalen Linken gibt es Vorbehalte gegen XR. Die prominenteste Kritikerin ist derzeit wohl Jutta Ditfurth. Als Mitgründerin der Grünen und bekannte Figur der Friedens- und Antiatombewegung der siebziger und achtziger Jahre kennt Ditfurth sich mit aller­lei Formen von Esoterik und Sektenwesen in linken und ökologischen Bewegungen aus. Solche Formen meint Ditfurth auch in XR zu erkennen. In einem anlässlich der Protestwoche in Berlin auf Facebook veröffentlichten »Warnhinweis« schreib sie, XR sei »eine religiös-gewaltfreie esoterische Sekte, ­welche an die Apokalypse der baldigen ›Auslöschung der Menschheit‹ glaubt und ›Selbstaufopferung‹ empfiehlt«. XR versetze die eigenen Anhänger in »rauschhafte Ängste vor der Zukunft« und fordere sie dazu auf, sich aufzuopfern. Die Gruppe setze auf »Hyperemotionalisierung« und sei »intellektuellenfeindlich«. Ditfurth kommt zu dem Schluss: »XR wird niemals ein kritisches, rationales, linkes Projekt sein.«