Antifaschist Jock Palfreeman ist frei

Elf Jahre und eine Tat

Jock Palfreeman saß wegen Mordes elf Jahre in einem bulgarischen Gefängnis. Der Australier hatte stets beteuert, in Notwehr gehandelt zu haben, um zwei Roma vor einem rassistischen Angriff zu schützen.

Jock Palfreeman ist frei. Der australische Antifaschist, der seit elf Jahren wegen Mordes in einem bulgarischen Gefängnis eingesessen hatte, wurde am Dienstag vergangener Woche aus der Haft entlassen. Er darf Bulgarien allerdings bislang nicht verlassen.

Im Gefängnis hat sich Palfreeman die bulgarische Sprache beigebracht und die erste Gefangenen­gewerkschaft des Landes gegründet.

Etwa einen Monat zuvor hatte ein Berufungsgericht in Sofia der vorzeitigen Entlassung Palfreemans auf Bewährung zugestimmt. Der mittlerweile 32jährige war 2009 wegen Mordes und versuchten Mordes zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er hatte nach eigener Aussage im Dezember 2007 in Sofias Innenstadt versucht, zwei Roma gegen eine Gruppe von mehr als einem Dutzend junger Männer zu verteidigen. Bei der darauffolgenden Auseinandersetzung war eine Person ums Leben gekommen. Die Genehmigung der Haftentlassung sorgte jedoch für derart große Aufregung, dass Palfreeman nun auf eine endgültige Entscheidung des Obersten Gerichtshofs warten muss; seine vom Berufungsgericht angeordnete Freilassung ist nur vorläufig.

Der 1986 geborene Australier verließ im Jahr 2006 Sydney, nachdem er eine Privatschule absolviert hatte, und ging auf Reisen; unter anderem hielt er sich dabei länger in Bulgarien auf. Im Jahr 2007 kehrte Palfreeman nach Bulgarien zurück. Am Abend des 28. Dezember ging er mit Freunden in Sofia aus. Palfreeman sah dabei eigenen Aussagen zufolge eine Gruppe Hooligans, die zwei Roma verfolgte. Er griff ein und verletzte schließlich den Studenten Andrei Monow, Anfang 20, mit einem Messer tödlich. Den 19 Jahre ­alten Antoan Zahariew verletzte er ebenfalls. Palfreeman selbst erlitt Verletzungen am Kopf und am Arm.

Er habe sich mit dem Messer zunächst Respekt verschaffen und es nicht als Angriffswaffe einsetzen wollen, sagte Palfreeman vor Gericht. Er sei zuerst angegriffen worden. Die Mitglieder der Hooligan-Gruppe hingegen beteuerten in ihren Aussagen ihre Unschuld. Auf dem erst kürzlich veröffentlichten Videomaterial von Überwachungskameras ist zu sehen, wie eine Gruppe in der Nähe des St.-Nedelya-Platzes zunächst zwei Menschen verfolgt; anschließend zeigen die Aufnahmen eine Gruppe, die Steine auf Palfreeman wirft und ihn nierderschlägt.