Neonazi-Partei »Die Rechte«

Der Nazi als Israelkritiker

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»Die Nordstadt-Bevölkerung hat gezeigt, dass sie keinen Bock auf Nazis hat«, sagte Kim Schmidt von der »Autonomen Antifa 170«. »In der Zeit der Proteste haben wir es geschafft, uns weiter mit der Bevölkerung zu vernetzen.« Die Nazis hätten mit ihren Demonstrationen erreicht, dass die Menschen in dem Viertel stärker zusammenhalten. Jeden Montag gingen mehrere Hundert Antifaschisten und Anwohner auf die Straßen und versuchten, die Neonazidemonstration zu blockieren oder zu übertönen. Auch der Pfarrer Friedrich Laker wollte ein Zeichen gegen die Neonazis setzen. Er ließ die Kirchenglocken läuten, als die Aufmärsche an seiner Kirche vorbeiführten, und lud zum Protest auf dem Kirchhof ein.

Ursprünglich hatte »Die Rechte« bis Weihnachten Montagsdemonstrationen angemeldet, doch beim fünften und vorerst letzten Termin am vergangenen Montag gab es ein jähes Ende. Der Dortmunder Nazikader Michael Brück verkündete das Ende der Demonstrationsreihe. Vorausgegangen war ihr ein polizeiliches Verbot der Parole »Hier marschiert der nationale Widerstand«, die sich auf den 2012 vom damaligen nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger (SPD) verbotenen »Nationalen Widerstand Dortmund« bezieht. Viele Mitglieder dieser Organisation traten nach dem Verbot in die von Christian Worch gegründete Partei »Die Rechte« ein und besetzen bis heute die wichtigsten Ämter der Partei.

Dass die Neonazis im Laufe ihrer wöchentlichen Demonstrationen selbst das Interesse verloren, ist als Niederlage für die Szene zu werten. Anfänglich brachten sie noch über 100 Menschen auf die Straße, am Ende waren es keine 50 mehr. Ein weiterer Rückschlag dürfte die vorübergehende Schließung der Dortmunder »Thor Steinar«-Filiale sein. Der einzige nordrhein-westfälische Laden der bei Neonazis beliebten Bekleidungsmarke wurde am Montag vergangener Woche gegen Mittag von zwei Unbekannten aufgesucht, die mittels eines Feuerlöschers eine übelriechende Flüssigkeit versprühten. Dabei sei ein Sachschaden in fünfstelliger Höhe entstanden, teilte die Dortmunder Polizei mit. Auf Bildern war zu erkennen, dass Regale und deren Inhalt großflächig mit schwarzer Farbe überzogen waren.