Die preisgekrönte Reportage

Trabi go home

Eine neue Fabrik für Brandenburg.
Kolumne Von

»Endlich hat sich unser Einsatz ausgezahlt«, sagt Brandenburgs Ministerpräsident Woidke und strahlt. »Zweimal habe ich in den vergangenen Jahren eine E-Mail an Mr. Musk geschrieben, mit der Bitte, uns doch mit einer überraschenden Fabrikeröffnung einen Gefallen zu tun. Oder uns vielleicht ersatzweise mit etwas Kupfergeld oder einer warmen Mahlzeit auszuhelfen! Schön, dass unsere engagierte Wirtschaftspolitik endlich fruchtet.«

Woidke hat allen Grund zur Freude. In einem Radiointerview kündete der angeheiterte Tesla-Chef Elon Musk vor kurzem an, eine sogenannte »Gigafactory« im Berliner Umland zu bauen. Dort sollen Gigabatterien, Superroboter und Todeslaser gebaut werden –­ »Awesome!« Noch ist nicht ganz sicher, ob es sich nur um einen PR-Stunt des irrlichternden Unternehmers handelt, doch die Regierungen von Berlin und Brandenburg ­setzen bereits alle Hebel in Bewegung. Es wurde verlautbart, man habe bereits je einen kleinen Wald in Woltersdorf und Rehfelde roden lassen und mit der Umsiedlung der Gemeinde Fürstenwalde begonnen. Und das, obwohl Teslas neue Fabrik in Grünheide entstehen soll – wenn überhaupt. »Wir wollen Herrn Tesla signalisieren, dass wir bereit sind, für ein paar Fließbandjobs alles zu tun, wirklich alles«, sagt Woidke.

Auch die Hauptstadt macht sich teslafein. Chancen, Arbeitsplätze, Brandenburg – Wörter, die Berliner bisher kaum in den Mund nahmen, entfalten jetzt eine nie gekannte Dringlichkeit. Noch steht aber in den Sternen, wie sich ein neues Autowerk mit der Initiative »Autofreies Berlin bis 2021« des Senats unter einen Hut bringen lässt. Die Zeit des Trabanten ist jedoch definitiv vorbei.

»Deutschland baut großartige Autos«, hatte Musk im selben Gespräch gesagt. Schon allein dieser Satz sorgte dafür, dass sich darbende Automanager in ganz Deutschland vor Freude einnässten, die Aktienkurse explodierten wie zuletzt nach der Ankündigung Sigmar Gabriels, doch nicht Autolobbyist zu werden. »Die Branche nagt seit dem Abgasskandal am Hungertuch«, sagt Verbandssprecher G. und lässt sich von seinem Diener ein Hungertuch aus Chiffonseide mit Perlbesatz reichen. »Umso wichtiger, dass ein zugedröhnter Hasardeur aus Kalifornien uns die nötige Seriosität zurückgibt.«