Portugal und Spanien streiten sich über die Durchflussmenge des Flusses Tejo

Nach der Dürre kam die Sintflut

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Reportage Von

Ökologische Katastrophe

Damit griff der Umweltminister auch die Forderungen der Umweltschützerinnen und Umweltschützer im Einzugsgebiet des Tejo auf. Im portugiesischen Grenzgebiet bei Portalegre und Castelo Branco macht sich Verzweiflung breit. Seit 40 Jahren habe man »nicht eine derart krasse Situation erlebt«, sagt Constantino von Protejo in Castelo Branco. »Die Auswirkungen auf die Fisch­population und die ufernahe Flora sind irreversibel. Wenn nicht binnen zwei Monaten drastisch gegengesteuert wird und auch das Wetter nicht mitspielt, droht der Region neben der ökologischen Katastrophe eine ökonomische«, so der Ökonom. Derzeit regne es zum Glück, und das relativ stark. Es müsse aber mehrere Monate so durchregnen, so Constantino.

Schützt den Tejo: Paolo Constantino von »Protejo – Movimento Pelo Tejo«.

Bild:
proTEJO – Movimento Pelo Tejo

Er kommt aus der Kleinstadt Vila Nova da Barquinha am Tejo. 2009 habe das Fährschiff, das üblicherweise den Fluss quere, im Sand des Flussbetts festgesteckt, erinnert er sich. Damals habe er beschlossen, aktiv zu werden, und erstmals mit über 40 000 Spanierinnen und Spaniern in Talavera de la Reina gegen die Wasserentnahme im Tajo-Segura-Kanal demonstriert, die für die damalige Lage verantwortlich war. Die 2009 ­gegründete Umweltschutzgruppe Protejo trat seither immer wieder mit Protesten und Kampagnen in Erscheinung. Dazu gehören auch Kanufahrten zur Aufklärung der Bevölkerung.

Von portugiesischer Seite aus speisen die Zuflüsse ­Sever und Pônsul die Cedillo-Talsperre, die ein Volumen von 360 Kubikhektometern hat. Die Flüsse bieten ein desolates Bild: ausgetrockneter, brüchiger Lehm, auf dem Fischer- und Ausflugsboote gestrandet sind. Manche Boote hängen noch angetaut den Hang herunter, der zuvor von Wasser bedeckt war. ­Lediglich ein Rinnsal mäandert in der Mitte der Mondlandschaft.