Philipp Amthors Einsatz für die Wirtschaft findet viel Anerkennung

»Korrup … , ähh Lobbytätigkeit«

Wolfgang Schäuble stellt sich schützend vor Philipp Amthor.
Die preisgekrönte Reportage Von

»Ich verstehe ehrlich gesagt das Problem nicht! Der Kollege Amthor hat sich nichts zuschulden kommen lassen.« Wolfgang Schäuble wird selten laut, aber heute wird er es. Im Büro des Bundestagspräsidenten herrscht dezentes Licht, geschmackvolles Eichenfurnier bestimmt das Mobiliar. Das überlebensgroße, in purem Gold gefasste und mit Rubinen gespickte Porträt des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber ist ein Blickfang in der spartanischen Welt Schäubles.

»Herr Amthor hat uns immer alle Zahlen gegeben zu seiner Korrup … , ich meine: zu seiner Lobbytätigkeit. Von mir aus steht seiner weiteren Karriere nichts im Wege!« Der Präsident des Bundestags hat laut Protokoll das zweithöchste Staatsamt inne – nur das von Friede Springer steht im Ansehen höher. Umso aufmerksamer sollte man zuhören, wenn der zu parteipolitischer Neutralität verpflichtete Amtsträger so leidenschaftlich Partei ergreift wie Schäuble heute. Diplomatisch lenkt er ein: »Nun gut, Amthors Firma gibt es de facto nicht, sie hat kein Produkt, und sie wollte Geld vom deutschen Steuerzahler. Das deuten andere negativ. Ich sage: Eine Firma, die nicht existiert, kann auch keinen Schaden anrichten! Das wird gern vergessen. Wenn ich überlege, für welche Drecksklitschen ich mich früher ins Zeug gelegt habe, erscheint mir Amthor wie ein Waisenknabe!«

Schäuble zeigt uns ein Diagramm mit einer roten und einer blauen ­Linie: »Schauen Sie genau hin, diese Statistiken haben in Deutschland alle Abgeordneten vor dem geistigen Auge! Die rote Linie zeigt, was Berufspolitiker in der freien Wirtschaft verdienen könnten, die rechte zeigt die Entwicklung der Diäten.« Schäuble tastet nach seinem Laserpointer, leuchtet unserem Fotografen versehentlich ins Auge. »Upsi! Jedenfalls: Beide Linien wachsen exponentiell, aber die rote ist wesentlich höher. Wenn wir unsere Spitzenkräfte im Bundestag halten wollen, müssen wir da einen Kompromiss finden. Schon rein systemisch!«

Was sagt er zu den Vorwürfen, dass Amthor gemeinsame Sache mit Hans-Georg Maaßen und dem AfD-Finanzier Finck mache? »Hören Sie mal, wenn ich jeden in der CDU verfolgen müsste, der mit Rechtsextremen paktiert, käme ich abends gar nicht mehr aus dem Büro! Lassen wir doch die Kirche im Schweinestall.« Seine Meinung zu einem Lobbyregister für den Bundestag? »Lehne ich ab. Nicht jeder, der Zahlungen von Unternehmen erhält, tut auch etwas dafür im Gegenzug. Da gibt es teilweise richtige Faulpelze!«

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.