Geschichte und Kritik der Spaßguerilla

Der Clown ist tot

Die Spaßguerilla der sechziger Jahre wollte die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaftsordnung kaputtlachen. Doch ihre antiautoritäre Revolte scheiterte.

Der real existierende Sozialismus war nicht als sonderlich humorvolle Veranstaltung bekannt. Das war auch den Protagonisten bewusst, die Ende der sechziger Jahre in der Bundesrepublik als »Spaßguerilla« für Aufsehen sorgten. Langes Haar, verfilzte Bärte, Klamotten aus dem Altkleidersack und Mottos wie »High sein, frei sein, Haschisch muss dabei sein« sollten beweisen, dass die Revolution auch Spaß machen kann und keiner straffen Kaderorganisation bedarf. Die Namen der Beteiligten sind in die Geschichte der Bundesrepublik eingegangen: Fritz Teufel, Dieter Kunzelmann, Rainer Langhans und andere aus der Westberliner »Kommune 1« und ihrem Umfeld.

Die Schriften von Sigmund Freud, Wilhelm Reich, Herbert Marcuse, ­Theodor W. Adorno, Guy Debord, Jean-Paul Sartre und Walter Benjamin lieferten die theoretischen Ansätze, mit denen die Kommunarden über den klassischen Marxismus hinausgehen und sich dem Zugriff der »verwalteten Welt« entziehen wollten. Anlässlich eines Besuchs des damaligen US-amerikanischen Vizepräsidenten Hubert Humphrey im April 1967 planten Mitglieder der Kommune 1 eine Protest­aktion gegen den Vietnam-Krieg, bei der Pudding, Mehl und Farbe in Beuteln zum Einsatz kommen sollten. Die Aktion wurde vereitelt, ging aber gleichwohl als »Puddingattentat« in die Geschichte ein. Im August desselben Jahres veranstalteten sie ein Beerdigungshappening, bei dem Kunzelmann aus einem Sarg stieg und mit Blumen um sich warf.

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