Die Boxverbände Aiba und WBA machen wieder Negativschlagzeilen – die Boxkolumne

Linkes Ding statt linker Haken

Die Boxverbände Aiba und WBA machen Schlagzeilen – wieder einmal negative.
Von Bienen und Schmetterlingen – die Boxkolumne Von

Die Welt des internationalen Boxens ist kompliziert. Vier bedeutende Weltverbände wetteifern um die Gunst des Publikums. Dementsprechend gibt es in jeder Gewichtsklasse mindestens vier Weltmeistertitel. Die jeweiligen Verbandsregeln sind undurchsichtig und eine unparteiische Kontroll­instanz fehlt. Nun steht die Association Internationale de Boxe (Aiba) kurz vor dem Ausschluss aus den Olympischen Spielen. Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), bemängelte Ende Januar fehlende Fortschritte der Aiba und sprach von »sehr traurigen Geschichten«.

Ob die Aiba endgültig ausgeschlossen wird, will das IOC nach den Spielen in Tokio entscheiden, die im Juli und August stattfinden sollen. Dank der pandemiebedingten Verschiebung um ein Jahr bekam der Verband zusätzliche Zeit für die angemahnten Reformen. Diesen Aufschub nutzt der Verband aber offenbar nicht. Die Gefahr, dass es ab Sommer 2021 keinen olympischen Amateurboxverband mehr gibt, bleibt also bestehen.

Passend zu dieser Misere lieferte die World Boxing Associ­ation (WBA) im Januar eine Vorstellung, die den Kritikern des Gewerbes Munition liefern dürfte. Jahrelang wurde der in Panama ansässige Boxverband dafür kritisiert, dass viele seiner Weltmeister ihre Titel trotz langer Ringpause behalten dürfen. Damit ist es vorbei. Im Januar mussten der Schwergewichtler Mahmoud Charr, der Cruisergewichtler Beibit Schümenow und der »WBA-Superweltmeister« im Weltergewicht, Manny Pacquiao, aus heiterem Himmel ihre Titel abgeben.

Der Grund für den überraschenden Schritt des Weltverbands sollen Machenschaften des weltbekannten Boxpro­moters Don King gewesen sein. Der 89jährige soll an einem Komplott beteiligt gewesen sein, dessen Zweck es war, Mah­moud Charr daran zu hindern, einen lang geplanten Titelkampf gegen Trevor Bryan zu bestreiten. Dieser steht bei Don King Productions unter Vertrag; Charrs Management zufolge weigerte sich Kings Firma, einen gültigen Kampfvertrag zu unterschreiben und den Austragungsort zu bestätigen. Deshalb konnte das US-amerikanische Konsulat in Frankfurt am Main kein Visum für Charr ausgeben.

»Er wollte nie diesen Kampf gegen mich machen, weil er wusste, dass er viel Geld verliert, wenn ich seinen Boxer schlage«, sagte Charr deutschen Medien. Weil er nicht antrat, hat die WBA ihn als champion in recess eingestuft, also als pausierenden Weltmeister. Alle anwaltlichen Schritte dagegen blieben erfolglos. Am Wochenende kämpfte Bryan in ­Hollywood, Florida, gegen Bermane Stiverne, der ebenfalls bei King unter Vertrag steht, um den WBA-Titel im Schwergewicht und gewann. Der Weltverband ordnete anschließend an, dass Bryan innerhalb von 120 Tagen den Titel gegen Charr verteidigen muss. »Natürlich ist das ein linkes Ding von Don King, aber das ist egal. Egal, ob Bryan oder Stiverne gewinnt, ich haue beide um«, hatte Charr zuvor gesagt.