Ein Jahr nach dem Anschlag in ­Hanau mehren sich Indizien für Versäumnisse der Polizei

Kein Denkmal, kein Vertrauen

Ein Jahr nach dem rassistischen Anschlag in Hanau sind die Ermittlungen nicht abgeschlossen. Vermehrt treten Zweifel am Vorgehen der Polizei auf.

Der Heumarkt in der Innenstadt von Hanau ist ein Platz, wie es ihn in jeder etwas größeren Stadt in Deutschland geben könnte. Hier gibt es einige Cafés und kleine Geschäfte, Döner wird verkauft. Doch an einer Straßenecke stehen um einen Baum herum fünf Holz­tafeln, auf denen die Bilder und Namen der neun Todesopfer des rassistischen Anschlags zu sehen sind, der sich am 19. Februar vergangenen Jahres in ­Hanau ereignete. Ausgenommen ist das zehnte Todesopfer, Gabriele Rathjen, die Mutter des Täters Tobias Rathjen.

Einige Meter entfernt hängt an der Fassade des Gebäudes, in dem früher die Shisha-Bar »Midnight« zu finden war, eine Erinnerungstafel. Auch auf dieser sind die Namen der Ermordeten, exklusive des Namens der Mutter, zu lesen. Über einem Ladengeschäft schräg gegenüber, in dem früher die Bar »La Votre« untergebracht war, prangt der Schriftzug »#saytheirnames«. »Sagt ihre Namen«, erinnert euch an sie, das ist der Wunsch der Hinterbliebenen. In unmittelbarer Nähe hat die »Initiative 19. Februar Hanau«, die sich nach dem Anschlag gründete, mit Spendengeldern eine Ladenfläche gemietet. Für ein Gespräch mit der Jungle World fehlte den Mitgliedern der Initiative die Zeit, da sie mit den Vorbereitungen für das Gedenken an den Anschlag ­beschäftigt waren.

»Überlebende berichten, dass sie direkt nach dem Angriff alleine nach Hause geschickt wurden, obwohl der Mörder noch nicht gefasst war.« Draupadi Fitz, Beratungsstelle Response

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::