Zur Bedeutung der Pariser ­Kommune für Linke

Die Lehren der Kommune

Die Kommune ist keine Erfolgsgeschichte. Die Linke tut sich schwer, die Widersprüche ihrer eigenen Geschichte zu reflektieren.

»Die Kommune war das historische Ereignis, mit dem die Epoche des Übergangs vom vormonopolistischen Kapitalismus zum Imperialismus begann – die Epoche der voll entfalteten Herrschaft und des Niedergangs der Bourgeoisie, der allmählichen Sammlung der Kräfte des Proletariats und seiner Vorbereitung auf die entscheidenden Klassenschlachten.« So steht es in der Einleitung des 17. Bandes der Marx-Engels-Werke (MEW). Ein häufig gelesener Band, stehen doch in ihm die Schriften von Marx zur Pariser Kommune. Die Einleitungen aber liest heutzutage keiner freiwillig, es sind hagiographische, geschichtsklitternde Texte vom Institut für Marxismus-Leninismus ­beim ZK der SED. Mittlerweile erscheinen die MEW-Bände nach und nach neu mit wissenschaftlichen Einleitungen.

Und dennoch stellt sich die Frage, ob die deutsche Linke in ihrer Betrachtung der Pariser Kommune jemals über die oben zitierten Sätze hinausgekommen ist: Allzu glatt wird die Kommune in eine linke Erfolgsgeschichte eingeordnet, allzu hoch wird der Stellenwert der Marx’schen Analyse veranschlagt. Mit anderen Ereignissen tut man sich viel schwerer. In diesem März wären auch diese Jubiläen zu begehen: 100 Jahre Kommune von Kronstadt, 100 Jahre Aufstand in Mitteldeutschland. Viele Sozialisten und Kommunisten fremdeln aber mit diesen Aufständen, sind beide doch antikommunistischer Ideologie verdächtig, weil die Revolte von Kronstadt sich gegen die bolschewistische Alleinherrschaft richtete und die Kämpfe im sächsischen Industrierevier als Ausdruck eines linksradikalen Putschismus gelten.

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