Die Pandemie bedeutet auch hierzulande für Millionen von Menschen existentielle Not

Neue Härten

Arbeitsplatz- oder Einkommensverlust, Überschuldung oder Wohnungskündigung, weil das Geld für die Miete nicht mehr reicht, führen viele in ein Desaster.

Die Betreiber der Tafeln, die kostenlos oder gegen einen symbolischen Betrag Lebensmittel an Bedürftige abgeben, beobachten, wie sich neuerdings die Armut weiter ausbreitet. »Aktuell fragen Menschen die Unterstützung der Tafeln nach, die vorher nicht auf externe Hilfen angewiesen waren«, berichtet der Verein Tafel Deutschland e. V., ein Dachverband von 950 Tafeln. Es handelt sich um Menschen, die ihre Arbeitsstelle oder ihre Nebenerwerbstätigkeit verloren haben, Selbständige, deren Existenzgrundlage geschwunden ist, oder Beschäftigte in Kurzarbeit.

Einem kürzlich veröffentlichten Sozialbericht zufolge hatte jeder Fünfte, der nur geringe Einkünfte erzielt, im vergangenen Jahr große finanzielle Schwierigkeiten.

Zugleich beobachten die Helfer, dass andere ihr Angebot nicht mehr wahrnehmen – etwa Ältere, die eine Ansteckung mit Sars-CoV-2 fürchten. Nachdem zeitweilig etliche Essensausgabestellen wegen der Covid-19-Pan­demie hatten schließen müssen, haben viele Tafeln die Ausgabe den notwen­digen Hygienevorgaben angepasst, damit ihre Klienten nicht auf Lebensmittel verzichten müssen. Die zuvor häufig angebotenen Beratungsangebote für Hilfs­bedürftige allerdings gibt es vielerorts nicht mehr. Dabei dürfte der Bedarf derzeit besonders groß sein.

Noch zeichnet sich nur ungefähr ab, in welchem Maß die Pandemie die ­sozialen Probleme vergrößern und verschärfen wird. Befragungen, Erhebungen und statistische Auswertungen zeigen bislang ein ungenaues Bild – auch weil die Krise noch andauert. Fest steht aber bereits: Die Pandemie bedeutet auch im lediglich statistisch gesehen reichen Deutschland mit seinen exor­bitanten Einkommensunterschieden für Millionen von Menschen existen­tielle Not. Arbeitsplatz- oder Einkommensverlust, Überschuldung oder Wohnungskündigung, weil das Geld für die Miete nicht mehr reicht, führen viele in ein Desaster.

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