Die preisgekrönte Reportage: Auf dem Parteitag der FDP

Die Partei der kleinen Geldbeutel

Auf dem Parteitag der FDP
Kolumne Von

»Das kann sich doch sehen lassen«, sagt FDP-Generalsekretär Volkmar Ignoramus. Über zweieinhalbtausend Anträge lagen vor beim Parteitag der Liberalen am vergangenen Wochenende. Durchgekommen sind davon bloß 100, von denen lediglich 60 Prozent eine deutliche AfD-Handschrift tragen. »Ich muss sagen, ich habe da mit viel mehr gerechnet!«

Seit Jahren kommt die FDP nicht aus den Kartoffeln; vorbei die Zeiten, als die Partei Bundespräsidenten oder Vizekanzler stellte. Der Parteitag sollte das richten – auch indem er konsequent auf digitale Innovationen vertraute. »Wir haben die komplette Veranstaltung mit Bitcoin bezahlt, bei einer Veranstaltungsagentur aus dem Darknet. Der Strom für die Server kommt von einem Generator, der mit einem original VW-Dieselmotor betrieben wird.«

Es sei schwer gewesen, liberale Grundsätze gegen die Basis durchzusetzen. »Seit unserem Fast-Erfolg in Thüringen mit Kemmerich fragen sich die Leute, was uns eigentlich noch von der AfD unterscheidet. Da kann ich ganz klar auf die Statistik zeigen und sagen, dass AfD-Anhänger durchschnittlich mehr Geld verdienen als FDP-Anhänger. Wir bleiben die Partei der kleinen Geldbeutel!«

Der Generalsekretär ist zuversichtlich, dass die FDP eine Menschenrechtspartei bleibt: »Ein Programmpunkt heißt ›liberaler Feminismus‹, das ist doch eindeutig. Wir als FDP lassen auch Frauen mitreden, sofern sie reich genug sind und ihr eigenes Haushaltsgeld verdienen.« Klimaschutz soll über eine »Klimadividende« bezahlt werden: »Die Bürgerinnen und Bürger bekommen jedes Mal Geld, wenn ein Unternehmen eine neue Imagekampagne startet. Da freut man sich doppelt, wenn man dann die schönen grünen BP-Plakate sieht!«

Außerdem setzt sich die FDP nun offiziell für eine Zerschlagung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ein: »Zu viele linksradikale Formate wie ›Anne Will‹ stehen dem Neutralitätsgebot entgegen. Wir wollen einen öffentlichen Rundfunk, der sich darauf beschränkt, wichtige Nachrichten mitzuteilen, zum Beispiel Parteitagsbeschlüsse von Kleinstparteien und die Börsenkurse. Und vielleicht noch Rumschrei-Opern oder so was. Formate, die Lust machen, auf Privatsender umzuschalten!«