Porträt - Ione Belarra ist die neue Generalsekretärin der spanischen Partei Podemos

Verhandlungsgeschick als Kernkompetenz

Podemos kämpft mit Problemen. Die einstigen linkspopulistischen Außenseiter sind seit einiger Zeit in Spanien an der Regierung beteiligt. Drei Ministerinnen stellt das linke Wahlbündnis Unidas Podemos – Ione Belarra, Yolanda Díaz und Irene Montero –, und der Partei fällt es immer schwerer, bei den Wählern als linke Alternative zu gelten. Pablo Iglesias, Gründungs­mitglied und seit Jahren die bestimmende Figur der Partei, hatte im März überraschend die Regierung verlassen, um sich auf den Wahlkampf in der ­wich­tigen Region Madrid zu konzentrieren. Nachdem er dort schlecht abgeschnitten hatte, zog sich Iglesias komplett aus der Politik zurück.

Damit könnte bei Podemos eigentlich ein Umbruch anstehen. Als Nachfolgerin von Iglesias im Amt der Generalsekretärin wurde die 33jährige Ione Belarra ­gewählt, die schon Iglesias’ vormals innegehabtes Ministeramt für soziale Rechte übernommen hatte. Bei einer Online-Abstimmung erhielt sie 88,7 Prozent der Stimmen, 53.000 der 139.000 eingeschriebenen Parteimitglieder hatten sich beteiligt. Das Ergebnis wurde am 13. Juni auf der vierten Parteiversammlung seit der Gründung von Podemos bestätigt.

Grundlegende Neuorientierung bedeutet die Wahl Ione Belarras jedoch nicht. Auch sie war schon seit der Gründung von Podemos 2014 Teil des inneren Zirkels um den einstigen Übervater der Partei, Pablo Iglesias. Mit Irene Montero, der Ehefrau von Pablo Iglesias, die derzeit das Ministerium für Gleichstellung leitet, ist sie schon seit dem gemeinsamen Studium befreundet. Während des Studiums hatte sich Belarra an antirassistischen Kampagnen beteiligt und für das spanische Rote Kreuz gearbeitet. Bekannt wurde sie für ihr geschicktes Agieren bei den Koalitionsverhandlungen mit dem sozialdemokratischen PSOE. Ione Belarra Urteaga ist in der baskischsprachigen Stadt Alsasua im nördlichen Navarra aufgewachsen und hat bei den baskischen und katalanischen Regionalparteien erfolgreich für eine Unterstützung der Minderheitsregierung der PSOE und Unidas Podemos geworben. In den sozialen Bewegungen war sie weniger präsent. So wundert es auch nicht, dass sie in ihrer ersten Rede als neugewählte Generalsekretärin als Priorität setzte, die designierte Spitzenkandidatin von Unidas Podemos, Yolanda Díaz, bei den kommenden Wahlen in zwei Jahren zur Ministerpräsidentin von Spanien zu machen. Ob sie mit diesem Schwerpunkt die nach eigenem Selbstverständnis als Alternative zur »politischen Kaste« gegründete Partei Podemos aus der Krise führen kann, erscheint fraglich.