Der Iran wollte die Frauenrecht­lerin Masih Alinejad entführen

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Masih Alinejad weiß, dass ihr ein Haufen bärtiger Männer nach dem Leben trachtet. Die iranisch-US-amerikanische Journalistin und Frauenrechtlerin gehört zu den lautesten und prominentesten Kritikerinnen des islamistischen Regimes im Iran. Insbesondere als Kritikerin des Kopftuchzwangs ist sie bekannt. Dem Guardian sagte sie: »Die Hijab-Pflicht ist wie die Berliner Mauer, wenn sie fällt, fällt auch das Regime im Iran.«

Das Regime will freilich nicht fallen, also soll Alinejad zum Schweigen gebracht werden. 2019 wurde ihre Familie verhaftet, um sie unter Druck zu setzen – ohne Erfolg. Nun hat das FBI offenbar ein Entführungskomplott gegen sie verhindert. Die Staatsanwaltschaft in New York erhebt deswegen Anklage gegen vier Mitglieder eines mutmaßlichen iranischen Spionagenetzwerks, die Alinejads Entführung geplant haben sollen. Wie bereits andere im Ausland lebende Regimekritiker sollte sie zunächst in ein anderes Land des Nahen Ostens gelockt werden, um dort verhaftet oder entführt zu werden. Als dies nicht gelang, dachten die iranischen Agenten sich einen Plan aus, der, so William Sweeney, Leiter des New Yorker FBI-Büros, wie »eine weit hergeholte Filmhandlung« klingt.

Der Anklageschrift zufolge sollen die vier Iraner eine Privatdetektei beauftragt haben, um Alinejad zu überwachen. Mit den so gewonnenen Informationen hätten sie dann ihre Entführung geplant. Sie sollen Wege von ihrem Haus an die Küste ausgekundschaftet und sich nach Schnellbooten umgesehen haben – um Alinejad von Manhattan nach Venezuela zu bringen. Die dortige linksnationalistische Regierung unterhält gute Beziehungen zum Iran. »Nicht mit uns«, sagte Sweeney zu dem Plan. Offenbar hat das FBI die Verdächtigen auf dem Schirm. Verhaftet wurden sie indes nicht, da sie sich alle im Iran aufhalten. Lediglich eine mutmaßliche Helferin wurde bereits Anfang Juli in Kalifornien festgenommen.

Die 1976 im Iran geborene Alinejad initiierte 2014 die Facebook-Seite »My Stealthy Freedom«, auf der iranische Frauen Fotos und Videos von sich ohne Hijab veröffentlichten. Auch die Kampagne »White Wednesdays« von 2017, die dasselbe Ziel verfolgte, ging auf Alinejad zurück. Das iranische Regime drohte damals Frauen, die ihr Videos sendeten, bis zu zehn Jahren Haft an.