Die Kolumnistin sitzt am Fjord und möchte dort bleiben

Idyllische Verschwörung

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Der Fjord glitzert im Sonnenschein, Schmetterlinge flattern am Fels, wo sich auch die kleine schwarze Katze räkelt, und ein Stück weiter schmatzt die noch kleinere Katze ihren hübschen, im Second-Hand-Laden der Heilsarmee sehr günstig erstandenen Napf mit Fischgrätenaufdruck leer. Im Hintergrund zwitschern Vögel, während ein Buntspecht den Takt vorgibt. Und, natürlich, eine Hornisse auf der ein Stück ­unterhalb ihres Nests liegenden rosa Zahnbürste sitzt.

Mit anderen Worten: Alles und alle haben sich miteinander verschworen, um einem die Rückkehr nach Berlin extra schwer zu machen – vielleicht doch noch zwei Tage länger bleiben, oder drei, bis dann aber wirklich das ungemütliche Herbstwetter beginnt, oder noch zehn Tage? Oder einfach nie wieder zurückfahren, sondern für immer hier bleiben, könnte ja auch schön sein, wenn Regenstürme die Wege in Matschtümpel und die Felsen in Moosglitsch verwandeln. Und der Strom ausfällt, weil irgendein Baum in einer unwegsamen Gegend auf die Stromleitung gefallen ist und das Fachpersonal sich erst mal Stunden mitsamt Equipment zur fraglichen Stelle durchschlagen muss.

Könnte sehr gemütlich sein, im Dunkeln und ohne Heizung in dicke Decken gehüllt dazusitzen, könnte, ist aber wahrscheinlich ähnlich unangenehm wie der Bundestagswahlkampf mit all diesen zur Wahl stehenden Leuten und ihren Anhängern, die natürlich alle recht und vor allem moralisch recht haben und daher hochempört sind, weil nicht ausnahmslos alle anderen das auch so sehen. In einem vernünftigen Land könnte man immerhin damit rechnen, dass nach dem Wahltermin und ein paar Tagen Triumph- respektive Wutgeheul sich alle wieder langsam beruhigen und das tun, was sie zuvor taten, also dies und das und lass mal »Fauda 3« gucken. Aber nein, nicht in Trottelland, ganz sicher nicht in Trottelland.