Eine kontrafaktische Geschichte der Schweiz

Die Dialektik der Kuhglocke

Hätte Leopold I. auf seinen Hofnarren gehört, wäre vieles ganz anders gekommen und Schweizer Talente hätten den Fortschritt beschleunigen können. Eine kontrafaktische Geschichtserzählung in vier Episoden.

En garde
An einem kalten Novembermorgen im Jahr 1315 will Leopold I., Herzog von ­Österreich und der Steiermark, sein Schlachtross besteigen. Nach einer Beratung mit seinen Adligen hat er beschlossen, entlang des Ägerisees auf die Schwyz vorzurücken, wo sogenannte ­Eidgenossen sich den Habsburgern widersetzen. Doch sein Hofnarr Kuony von Stocken wagt einen Einspruch.

»Schweig still, Narr!«
»Euer Durchlaucht … «
»Was verstehst du schon vom edlen Handwerk des Krieges? Mehr als meine Ritter? Ha!«
»Sie haben Euch alle geraten, wie Ihr in das Land kommt, aber keiner hat ­geraten, wie Ihr wieder herauskommt.«
»Bekränzt mit dem Lorbeer des Sieges, das ist gewiss.«
»Gewiss ist, dass Eurem großen Haus Schmach droht. Das Bergvolk kann klettern, Euer Schlachtross nicht. Es hat Äxte, die zwei Klafter lang sind. Seine Pfeile treffen einen Apfel auf 300 Fuß.«
»Bist ein Kindskopf, wenn du solche Märchen glaubst. Doch bedenke ich’s recht (schaut sich unauffällig um, ob ein Ritter in Hörweite ist), so ist’s gar kalt, und warm ist’s am Kamin meiner Burg. Ohne Ruhm aber kann ich nicht heimkehren.«
»Mit einer Schwyzergarde können Euer Durchlaucht heimkehren. Ein ­wenig Gold in seinem Säckel, schon wird der Schwyzer Eurer Sache treu dienen.«
»Und woher, Narr, soll ich’s nehmen, das Gold?«
»Sie selbst sollen’s nehmen, aus den Landen Ludwig des Schändlichen.«

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