Wenn der Fjord nicht mehr glitzert

Typisch Spätsommer

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Der Fjord glitzert grad nicht mehr, was am mangelnden Sonnenschein liegt, natürlich, sondern liegt einfach bloß grau da beziehungsweise fließt grau vor sich hin. Und lenkt damit optisch immerhin nicht von den Birken ab, ­deren Blätter mittlerweile goldgelb geworden sind, und auch nicht von den Sträuchern mit den hübschen roten Vogelbeeren, die vielleicht aber auch ganz andere Beeren sind, jedoch ganz sicher keine essbaren.

Zeit also, nach Hause zu fahren, es ist zudem wirklich kalt geworden, nachts, und das ist schlecht, weil das nun ewig beziehungsweise monatelang so weitergehen wird, das mit den kalten Füßen und dem generellen Frösteln.

Die Urlaubskatzen ahnen auch schon, dass sie zurückgelassen werden, und nutzen jede Chance, noch einmal aufs Sofa mit der Kuscheldecke zu springen. Und die Katzenbabys zeigen noch einmal ihre schönsten Kunststückchen, mittlerweile können sie schon auf Bäume klettern, auf schmalen Brettern balancieren und fremden Katzen in die Schwänze beißen, was immer sehr putzig aussieht, zumal sich die Angebissenen nicht wehren, sondern bloß so gucken, als würden sie »diese Jugend von heute, tztztz« denken.

Ansonsten ist es ruhig, die meisten Nachbarn waren am Wochenende da und haben ihre Boote aus dem Fjord gehievt und in irgendein Winterquartier gefahren, weil bald die Herbststürme kommen, die Schiffchen gern zum Anlass nehmen, sich von ihren Liegeplätzen loszureißen und sich aufzumachen in Richtung Freiheit. Endlich Freiheit, ganz allein bestimmen, wo man hin möchte, am besten ans Meer, und dann vielleicht den großen Ozean überqueren und nach Amerika, das wär’s. Aber dann macht es meistens doch bloß rumms und das unternehmungslustige Schiffchen ist gegen irgendeinen Felsen gefahren und hat sich schwer wehgetan und Amerika nicht gesehen, natürlich, weswegen es eben besser eingesperrt wird.