Ein Film über betrunkene Lehrer

Leicht einen im Tee

Klassenkampf Von

Normalerweise schaue ich mir keine Filme an, in denen die Schule eine zentrale Rolle spielt. Außer halt, es sind solche, in denen zusätzlich Zombies vorkommen oder Außerirdische oder Störungen des Raum-Zeit-Kontinuums. Aber sobald ein Film den Anspruch vermittelt, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema »Schule« zeigen zu wollen, gehe ich ihm in der Regel aus dem Weg. Kürzlich habe ich eine Ausnahme gemacht, weil vertrauenswürdige Personen, darunter zwei, die auch Lehrerinnen sind, mir versicherten, dass »Der Rausch« von Thomas Vinterberg viel besser sei als andere Schulfilme. Und ein Film, in dem es um saufende Lehrer geht, müsste mich ja gleich doppelt ansprechen, dachte ich, als Trinkerin und als Lehrerin, prima eigentlich, und also bin ich in den Film gegangen.

Zuvor allerdings habe ich nochmal misstrauisch nachgefragt, ob diese Geschichte, in der ein paar Lehrer beschließen, mal zu gucken, ob ihnen die Arbeit nicht leichter von der Hand geht, wenn sie ­ständig ganz leicht einen im Tee haben, ob die nicht ­eigentlich ziemlich absehbar ist, so im Bereich von: Erst geht’s ganz gut und dann fangen sie an, mehr zu saufen, und dann zu viel, und dann viel zu viel, und dann geht’s irgendwie schief und vielleicht stirbt sogar jemand. Nein, wurde mir versichert, so sei es nicht, ganz anders sei der Film, und dann saß ich im Kino und der Film war: Genau so. Ich meine, es ist natürlich schön, Mads Mikkelsen beim Besoffensein zuzusehen, beim Tanzen sowieso, und der Film schafft es durchaus, den Reiz des Rausches abzubilden, aber es ist halt blöd, wenn einen die Figuren nicht so recht interessieren, weil man ahnt, wie es ausgeht. Und dann gibt es diese Beziehungsdiskussionen, in denen lange schweigend vor sich hingesehen wird und die man verkatert so gar nicht führen könnte! Sowieso, der Kater, das böse Tier, verbringt den ganzen Film zusammengerollt hinterm Ofen und denkt nicht daran, hervorzukommen, und so ist er nicht, dieser besondere Kater, der kommt, wenn man ihn ruft, ich muss das wissen.

Die Schule ist im Übrigen dargestellt wie üblich: Ein inspirierter Lehrer sorgt automatisch für erfolgreiche Schülerinnen und Schüler, die, wenn sie nur ordentlich motiviert werden und einander schön an den Hän­den halten, plötzlich singen können und Geschichte verstehen. Repräsentiert wird die Schülerschaft aus erzähltechnischen Gründen von rund 15 Jugendlichen, was verständlich ist, aber auch frustrierend, weil es in Wirklichkeit halt immer so viel mehr sind. So. Viel. Mehr. Auch deswegen gab es schon immer Lehrende, die auf die Idee kamen, sich mit ein bisschen Alkohol die Ohren zu- und den Kopf freizuhalten, und auch deswegen hat es, vermutlich, noch nie funktioniert. Aber keine Sorge: Wir bleiben dran. Prost.