Ordnung schaffen

Ordnung muss sein

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Kann sein, dass es am Herbst liegt, wenn die Leute etwas wunderlich werden. Oder an Corona. Oder an irgendwas anderem. Als möglicher Auslöser käme vieles in Betracht, die Wirtschaftslage, die kommende Ampelkoalition oder die Preisentwicklung bei Elektrogeräten; vor allem Letzteres macht denjenigen, die unbedingt immer das Allerneueste haben wollen, sicher schwer zu schaffen.

Wunderlich sind sie jedenfalls alle ein bisschen, also mehr als sonst, und das ist eigentlich ganz schön, wenigstens für das Finanzamt, denn noch nie wimmelte es nur so vor Menschen, die stolz herumerzählten, dass sie gerade gestern ihre Steuer­erklärung abgegeben haben, ungelogen, pünktlich am Stichtag, fast auf die Minute genau. Und dabei sahen sie fast glücklich aus, die Menschen, so ein bisschen stolz, weil sie etwas ganz Unglaubliches geschafft hatten, und versonnen, weil das ja ­vielleicht der Beginn von etwas ganz Großem sein könnte, Weltfrieden zum Beispiel. Oder einer Existenz voller eingehaltener Termine und pünktlicher Erledigungen – na gut, das vielleicht alles nicht, aber mal sehen, was sich machen lässt.

Und wo die Luft schon mal geradezu sirrte vor den guten Vorsätzen anderer und Steuererklärungsabgebebegeisterung, lag es einfach nahe, den Samstagabend mit der Ordnung von Papierkrams zu verbringen und thematisch Zusammenhängendes in einer Fächermappe zu sortieren. Nix mit Ausgehen und Spaßhaben und erst im Morgengrauen-wieder-nach-Hause-kommen, neinnein. Ordnung! An einem Samstagabend! Statt Leuten beim Besoffenwerden zuzugucken und von jemand Vorbeidrängendem Bier über die Jacke geschüttet zu bekommen, lieber säuberlich zusammengelegte Papiere und noch in Jahrzehnten mit nur einem Handgriff auffindbares Zeug – so schlecht ist das gar nicht, eigentlich.