Small Talk mit Studierenden vom Bündnis »Uni ohne Nazis« in Greifswald über den rechten Professor Ralph Weber

»Wir fordern Alternativvorlesungen«

Ralph Weber ist Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Greifswald. 2016 zog er als Abgeordneter der AfD in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Weber trat aus der Partei aus, nachdem wegen »parteischädigendem Verhalten« ein Ausschlussverfahren gegen ihn angestrengt worden war. Vergangen Woche kehrte der 61jährige an seinen Lehrstuhl zurück. Dagegen haben Hennis Herbst, Katharina Horn und Felix Willer im Bündnis »Uni ohne Nazis« eine Kundgebung organisiert.
Small Talk

Wie rechts ist Ralph Weber?

Herbst: Weber ist schon seit Beginn seiner Professur in Greifswald durch rechtes Gedankengut aufgefallen. Er hat Thor-Steinar-Kleidung getragen und einen Reichsbürger in eine Zusatzveranstaltung seiner Vorlesung eingeladen, der dort einen Vortrag über die angebliche »BRD-GmbH« halten konnte. In einem von ihm herausgegebenen Lehrbuch skizziert er ein Fallbeispiel, wie juristisch gegen ein Flüchtlingswohnheim vorgegangen werden kann. Im Landtag gehörte er dem sogenannten Flügel der AfD, dem Bündnis der völkischen Rechten, an.
Horn: Weber pflegte als Vertreter des »Flügels« Kontakte etwa zu Björn Höcke. Die AfD hat den Spagat nicht hinbekommen zwischen dem netten, konservativen Gesicht und ihren Rechtsausreißern.


Aus diesem Grund habt ihr euch zusammengefunden?

Willer: Das Bündnis »Uni ohne Nazis« gibt es schon länger. Wir sind jetzt wieder aktiv geworden, auch weil in Sachen Weber von unserer Universität nicht viel kommt.


Aber sind der Uni nicht wegen des Beamtenrechts die Hände ­gebunden?

Willer: Immerhin positionierte sich die Uni schon während Webers Zeit im Landtag deutlich gegen seine Aussagen. Aber ja, es gibt leider keine Möglichkeit, ihn aus dem Hörsaal zu kicken. Wir möchten deshalb wenigstens ein Bewusstsein dafür schaffen, wer da lehren darf.
Herbst: Wir wünschen uns alternative Angebote. In Hamburg wurde vor einigen Jahren eine zweite Professur neben der von Bernd Lucke eingerichtet, die parallel Veranstal­tungen anbietet. In diesem Semester funktioniert das auch an unserer Uni, weil Webers Vertretungsprofessur noch besteht. Wir erhoffen uns eine Lösung auch für kommende Semester.


Wie positionieren sich die Studierenden?

Herbst: Die Studierendenschaft ist sich in der ablehnenden Haltung sehr einig. Es gibt entsprechende Beschlüsse vom Studierenden­parlament und vom Fachschaftsrat Jura. Mit unserem Protest versuchen wir diejenigen zu erreichen, die dennoch bisher in die ­Vorlesungen Webers gegangen sind.
Ihr wart am Dienstag vergangener Woche auf der Straße?
Horn: Das war der erste Termin für Webers Vorlesung. Wir haben einen Protest auf der Straße vor dem Audimax organisiert und waren überwältigt von der Teilnahmerzahl. Einzelne Dozierende haben ihre Seminare früher beendet, damit Studierende teilnehmen können. Auch Akteure der Zivilgesellschaft haben sich an der Kundgebung beteiligt.


Schlagzeilen machten ein Polizeibeamter und sein Smartphone.

Willer: Während der Kundgebung machte ein Polizist aus einem Fenster des Gebäudes Aufnahmen mit seinem Handy. Als das im Nachhinein skandalisiert wurde, versuchte sich die Polizei herauszureden. Erst behauptete man, es habe sich nicht um einen Polizisten gehandelt, und nachdem das widerlegt war, hieß es, man habe kein Bildmaterial finden können. Inzwischen sagt die Polizei, es seien lediglich Aufnahmen für eine private Chatgruppe gefertigt und wieder gelöscht worden. Das fügt sich ein in eine Reihe von Vorfällen innerhalb der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommerns, etwa dass Polizisten wegen rechtsextremer Chatnachrichten vom Dienst suspendiert wurden. Man fragt sich schon, ob die Fotos nun in rechten Netzwerken landen.