Herr Buschmann stellt sich vor

»Jetzt haben Sie sich mal nicht so«

Marco Buschmann krempelt die Justiz um.
Die preisgekrönte Reportage Von

Wer ist Marco Buschmann? Ruft man das Büro des künftigen Bundesjustizministers an, ertönt zunächst die von ihm selbst komponierte Hymne der Jungen Liberalen: »Wir sind jung und haben Geld / und wollen es ­behalten. / Marc Buschmann ist ein Mann von Welt. / Verbindung wird gehalten.« Danach ertönt das Freizeichen. Auch aus seinem überaus überschaubaren Freundeskreis erfährt man wenig: Buschmann gilt als Superhirn, als Schweinchen Schlau der FDP. Da Intelligenz als Abweichung von der Norm einer Gruppe verstanden wird, handelt es sich bei dieser Feststellung immer auch um eine Aussage über die Gesamtpartei.

Buschmann sei katholisch, sagt sein Pfarrer, der ihn lange betreut hat. Kenner des politischen Berlin behaupten gar, Buschmann sei lange Zeit Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundes-FDP gewesen; es gibt Fotos, die diesen Verdacht be­stätigen. Seine Frau lässt sich am Telefon verleugnen, später folgt eine Richtigstellung ihres Büros: Buschmann sei ein »book addict«, liebe Florenz, Michelangelo und habe alle Kapellen Sixtiniens besucht. Außerdem stamme von ihm die Quadratur des Kreises und der Entwurf für ­einen frühe Flugmaschine.

Ein größeres Publikum lernte den knuffigen Gelsenkirchener mit summa cum laude bei einem Auftritt in der Satiresendung »Maybritt Illner« kennen. Dort fuhr er Sachsens Ministerpräsident Kretschmer an. »Reißen Sie sich zusammen«, beschied er diesem in Hinblick auf rechte Chat-Gruppen. Ein Führungsstil, der noch Schule machen wird: Geht es nach den FDP-Plänen, wird das deutsche Strafrecht nach und nach auf den Grundsatz »Zähne zusammenbeißen« umgestellt. Erstopfer einer Gewalttat sollen demnach von den Sicherheitsbehörden Broschüren mit dem Titel »Jetzt haben Sie sich mal nicht so« erhalten. Auch das komplizierte Steuerrecht soll vereinfacht werden, auf die beiden Prinzipien: »Wer hat, dem wird gegeben«, und: »Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen, gez. Buschmann«. Kritiker des Konzepts sollen laut Buschmann »mal ganz flott mit dem Flennen aufhören« beziehungsweise »sich nicht so einnässen, das ist ja widerlich«.

Ein neuer, frischer Ton, den der gelernte Elektromusiker Buschmann im ministerialen Soundlabor sicher noch mehrfach neu pitchen wird!

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.