Joel Coens erstaunliche ­Shakespeare-Adapation »The Tragedy of Macbeth«

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Joel Coens düstere Shakespeare-Filmadaption »The Tragedy of Macbeth« gewinnt dem Stoff ganz neue Einsichten ab.

Shakespeare habe wie kein anderer Dichter die menschliche Seele erforscht, sagt der Protagonist in Ulrike Edschmids Roman »Levys Testament«. Ähnlich scheint das auch Joel Coen zu sehen, der sich mit seinem Film »The Tragedy of Macbeth« an eine filmische Neuinterpretation des Bühnenstücks von Shakespeare wagt. Mit seinem Bruder Ethan Coen hat er in den vergangenen vier Jahrzehnten selbst ein beachtliches erzählerisches Universum voller absonderlicher Gestalten mit charakterlichen Deformierungen geschaffen. Wie der 1546 in Stratford-upon-Avon geborene Dramatiker, Dichter, Schauspieler und Theaterunternehmer William Shakespeare haben sich die Brüder Coen sowohl in ihren skurrilen Tragödien – »Fargo« (1996), »No Country for Old Men« (2007) oder »A Serious Man« (2009) – als auch in den schwarzhumorigen Komödien – »The Big Lebowski« (1998), »Burn After Reading« (2008) – immer wieder damit beschäftigt, wie Hybris und hochfliegende Pläne Menschen ins Unglück stürzen.

Mit Denzel Washington in der Titelrolle hat Joel Coen ganz nebenbei auch einen Beitrag zur Debatte über die Bedeutung Shakespeares für den Literaturkanon der Gegenwart geliefert.

So nimmt die Tragödie auch bei Shakespeare ihren Lauf: Nachdem drei Hexen Lord Macbeth prophezeit haben, er werde der nächste König von Schottland sein, unternimmt er – unterstützt von seiner Ehefrau – alles, um die Krone zu erlangen. Shakespeares wohl blutigste Tragödie kann mit einigem Recht als Blaupause sowohl für das Genre des Politthrillers als auch für die existentiellen Dramen der Hardboiled-Kriminalliteratur gelten.

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