»Der linke Block explodiert«

In dem Buch, das Sie mit dem Wirtschaftswissenschaftler Stefano Palombarini geschrieben haben, vertreten Sie die These, dass Emanuel Macron an die Macht kam, weil er sich auf einen neuen bürgerlichen Block stützte. Was verstehen Sie darunter?

Wenn man von gesellschaftlichen Blöcken spricht, also von Ansammlungen sozialer Gruppen, stellt sich die Frage: Auf welche gesellschaftlichen Gruppen reagiert Macron mit seiner Politik? Er reagiert auf die Forderungen und Erwartungen der am besten ausgebildeten und wohlhabendsten gesellschaftlichen Gruppen: Menschen, die an der Universität waren, einen guten Arbeitsplatz haben und gut verdienen. Diese Gruppen bilden den Kern der gesellschaftlichen Basis Macrons, und das ist es, was wir den bürgerlichen Block genannt haben.

»Es geht Macron darum, die wohlhabendsten und gebildetsten Anhänger der Linken und der Rechten in einem neuen gesellschaftlichen Block zu vereinen.«

Dieser bürgerliche Block ist der Versuch, den politischen Wettstreit und das französische sozioökonomische Modell zu reorganisieren, aber nicht mehr auf der Grundlage eines Gegensatzes zwischen dem, was wir die Linke und die Rechte nennen, nicht nur im Sinne politischer, sondern auch im Sinne gesellschaftlicher Blöcke. Es geht darum, die wohlhabendsten und gebildetsten Anhänger der Linken und der Rechten in einem neuen gesellschaftlichen Block zu vereinen, der unter anderem Offenheit für Europa, eine Fortsetzung der europäischen Integration und neoliberale Reformen fordert.

Was geschieht mit dem linken Block?

Der frühere linke Block explodiert, und das geht immer weiter, die Fragmentierung dieses Blocks scheint keine Grenzen zu kennen. Der frühere rechte Block scheint stärker geeint zu sein.