Ein Forscherteam hat berechnet, wie stark Hundekot die Umwelt belastet

So’n Schiet

Laborbericht Von

Dass das Wort »Köter« sich gar nicht von »Kot« ableitet, sondern mit diversen platt- und mitteldeutschen Di­alektaus­drücken für »schwatzen«, »schreien« oder »kläffen« verwandt ist, enttäuscht schon ein wenig. Schließlich ist das, was bei Waldi und Fiffi hinten rauskommt, mindestens so nervig wie das, was sie am Vorderende akustisch von sich geben – zumal in der Großstadt, wo der Mangel an siedlungsfernen Gassirouten sowie an Gemeinsinn bei Herrchen oder Frauchen für einen steten Nachschub an stinkenden Tretminen sorgt.

Aber auch in freier Wildbahn machen die Hinterlassenschaften Probleme. Das hat eine Forschungsgruppe der Universität Gent herausgefunden, die eineinhalb Jahre lang die ausgeführten Hunde in Naturschutzgebieten rund um die belgische Stadt gezählt und hochgerechnet hat, wie viel Phosphor und Stickstoff durch die Fäkalien in die Umwelt gelangen.

Und das ist nicht wenig: Pro Hektar sind es demnach jährlich elf Kilogramm Stickstoff und fünf Kilogramm an Phosphorverbindungen. Zum Vergleich: Durch Landwirtschaft und – weniger bekannt, aber ebenfalls nicht unerheblich – den motorisierten Verkehr gelangen in Europa zwischen fünf und 25 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr in die Natur. Die Werte unterscheiden sich je nach Region, in den untersuchten Schutzgebieten dürften sie am unteren Ende der Skala liegen – was den Beitrag der Hunde um so gewichtiger macht.

Nun könnte man denken, dass gegen ein bisschen Dünger, hundertprozentig natürlichen zudem, nichts einzuwenden wäre. Brennnesseln und andere sogenannte Starkzehrer, die dem Boden bei ihrem Wachstum besonders viel ­Nitrate entziehen, würden dem sicher zustimmen – um nicht von dieser stickstoffhungrigen Konkurrenz überwuchert zu werden, haben andere Pflanzen sich auf nährstoffarme Böden spezialisiert. Deren Biotope werden durch die allgegenwärtige Überdüngung aus intensiver Landwirtschaft immer seltener, und mit ihnen verschwinden nicht nur Pflanzen wie etwa bestimmte Orchideenarten, sondern auch Insekten und andere Tiere, die von diesen Pflanzen abhängig sind.

»In vielen Naturschutzgebieten ist die Bewirtschaftung speziell auf die Senkung des Nährstoffgehalts im Boden ausgerichtet«, erklärt dazu Studien­leiter Pieter De Frenne – die Hundehäufchen nebst flüssigen Duftmarken sind also alles andere als Kleinscheiß. Die Tiere anzuleinen und sich am We­gesrand erleichtern zu lassen, wäre auch nicht hilfreich: Damit überstiege die Nährstoffkonzentration entlang der Wege sogar die Grenzwerte für die Düngung landwirtschaftlicher Nutz­flächen.

Bleibt also nur das Aufsammeln und die fachgerechte Entsorgung des großen Geschäfts, wodurch sich den Berechnungen der Forschungsgruppe zufolge der hündische Eintrag an Stickstoff um 56 Prozent, der an Phosphorverbindungen sogar um 97 Prozent ­reduzieren ließe. Wie sich Menschen allerdings zu dieser offenbar hochkomplizierten Handlung motivieren lassen könnten, beantworten die Forschenden leider nicht.