Imprint: Der Zusammenhang zwischen Arbeitsfetisch und Antisemitismus

Arbeitsfetisch und Antisemitismus

»Arbeit macht frei« stand über dem Tor des Vernichtungslagers Auschwitz. Wie kamen die Nazis darauf? Ist Arbeit nicht etwas Sinnvolles, Gutes? Was hat sie ausgerechnet mit Auschwitz zu tun? Sehr viel. Denn Arbeit und sinnvolle Tätigkeit sind, ganz entgegen der landläufigen Meinung, zwei Paar Stiefel.

Die Arbeitsgesellschaft
Das höchste Gesetz in unserer Gesellschaft steht nirgends geschrieben, aber jede und jeder kennt es: Wir müssen unser Leben lang arbeiten, um Geld zu verdienen, damit wir ­leben können. Dieses Arbeiten und der positive Bezug darauf kommt uns vor wie ein Naturgesetz. Doch schon die Herkunft des Wortes »Arbeit« in verschiedenen Sprachen sollte stutzig machen. Das altgriechische ponein (arbeiten) kommt von ponos, zu Deutsch: Mühe, Last. Die französischen und spanischen Wörter für Arbeit, travail/trabajo, leiten sich aus dem vulgärlateinischen ­tripalare ab, was nichts anders bedeutet als »quälen, pfählen«. Russisch heißt Arbeit rabota, das kommt von rab, »Sklave«. Und das germa­nische arba heißt schlicht »Knecht«.

In der Antike dachte man ganz ­anders als heutzutage. Gesellschaftliche Anerkennung erfuhr nicht die Arbeit, sondern der, der nicht arbeiten musste. Nur dann, so die herrschende Meinung, könne man ein freies und soziales Wesen sein. Zwar konnten sich das nur sehr wenige leisten und den allermeisten ging es schlecht. Aber dass Arbeit schon ­immer so wie heutzutage als Ideal galt, stimmt nicht.

Die Geschichte der Arbeit ist eine Geschichte der Gewalt. Die Menschen wurden mit brachialen Methoden unter das Regime der Arbeit gepresst. Lohnkürzungen zwangen selbst die Kinder in die Fabrik, damit die Familie überleben konnte.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::