Keramik statt Krieg

Krieg und Crafts

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Die Welt ist durcheinandergeraten oder aus den Fugen, je nachdem, welche Zeitung man grad liest, und alle haben Angst oder sind ratlos und müssen doch weiterfunktionieren, je nachdem, welches Ratgeber-Clickbait-Dings man bei Online-Magazinen liest.

Nun ist das alles eigentlich nix Neues, schließlich gab es ähnliche Berichte und Lamenti auch schon anlässlich jeder neuen Corona-Variante und jedes einzelnen Lockdowns, aber egal, alles aus den Fugen. Und durcheinander.

Das stimmt so natürlich nicht, denn es gibt Bereiche, in ­denen alles gemächlich seinen Gang geht und niemand sich davon abbringen lässt, das zu tun, was man eben tun will, ­nämlich zum Beispiel Fotos von abscheulich aussehenden Keramiken zu zeigen.

Mit einem gewissen Stolz zu zeigen, denn hier befindet man sich in einer der vielen, vielen Facebook-Keramikgruppen. Dort versammeln sich Menschen, die Spaß daran haben, alles zu sammeln, was die ehemalige Keramikfabrik ihrer Stadt über viele, viele Jahrzehnte hinweg produzierte, und einander stolz Bilder ihrer rarsten Sammelobjekte zeigen. Das ist wichtig: Es darf sich keinesfalls um Produkte einer bekannten Marke handeln, auch wenn die oft sogar günstiger zu erwerben sind als die, für die die jeweilige Gruppe schwärmt. Möglicherweise sind die ­berühmten Dinge zwar schöner, aber dann wäre das Fotozeigen und Trauern um leider grad eben zerschlagene, 80 Jahre alte Aschenbecher, Vasen und Keine-Ahnung-wozu-es-gut-ist-Dingsies nicht annähernd so entspannend.

Und so geht alles seinen Gang, am undurcheinandersten Ort der Welt, von Welle zu Welle und von Krise zu Krieg. Hier ein grünlich-beiges Elefantenbaby, da eine rotblaue Giraffe als Tellermuster, und dort ein Krug mit interessanter gelblich-ocker-moosfarbener Rosenapplikation – alles geht, wenn nur hintendrauf die richtige Signatur prangt.