Imprint: Mark Donskojs Film »Die Unbeugsamen«

Blick in den Abgrund

1945 wurde in Moskau Mark Donskojs Film »Die Unbeugsamen« uraufgeführt. Eine zentrale Szene wurde in Babyn Jar in Kiew gedreht, dem Schauplatz des größten einzelnen Massakers im Zuge des »Holocaust mit Kugeln«. Es war der weltweit erste Spielfilm, der die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg darstellt. Genau deshalb verschwand er in der Sowjetunion innerhalb kürzester Zeit in den Archiven.
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Als Mark Semjonowitsch Donskoj am 21. März 1981 im Alter von achtzig Jahren in Moskau starb, offiziell betrauert von Leonid Breschnew und der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, die den mit etlichen Orden und Preisen ausgezeichneten Regisseur 1945 aufgenommen hatte, war das auch einigen Zeitungen der westlichen Welt eine Meldung wert. Der Spiegel nannte den »jüdischen Arbeitersohn aus Odessa, dem die Revolution den Weg an die Universität geöffnet hatte«, einen »Film-Epiker des russischen Bauerntums und der ukrainischen Landschaft, Maxim Gorkis überragender Sachwalter im sowjetischen Kino«. Dass der so Gepriesene, der in seinem Land lieber als ein durch die Revolution emporgekommener Arbeitersohn denn als Jude in Erscheinung trat, außerdem Filme gemacht hatte, die einen noch beklemmend frischen Eindruck von der Gewaltherrschaft der Deutschen in der Sowjetunion geben, blieb unerwähnt; in der Bundesrepublik war, anders als in der DDR, damals keiner seiner Kriegsfilme jemals einem größeren Publikum vorgeführt worden.

In der New York Times erinnerte gleichentags eine schlichte Meldung an noch zwei andere Werke des Verstorbenen, nämlich an »Der Regenbogen« (1944), den wohl berühmtesten Film über den Großen Vaterländischen Krieg, der Donskoj den ­Stalinpreis erster Klasse sowie die Verehrung des seinerzeitigen US-amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt eingetragen hatte, und auch an einen da längst vergessenen Film: »1946 war er Regisseur und Co-Autor des Drehbuchs von ›The Taras Family‹, der das Leiden russischer Juden während der Naziinvasion zeigte.«

»Die Unbeugsamen« ist einer der ganz wenigen von den zwischen 1942 und 1945 entstandenen sowjetischen Spielfilmen über den Großen Vaterländischen Krieg, in denen Jüdinnen und Juden eine sichtbare Rolle spielen.

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