Vor sechzig Jahren endete der Algerien-Krieg mit den Verträgen von Évian

Als der Algerien-Krieg beendet wurde

Am 19. März jährte sich zum 60. Mal der Abschluss der Verträge von Évian, die den Algerien-Krieg mit der Unabhängigkeit des Landes beendeten. Der Krieg war eines der düstersten Kapitel der französischen Kolonialgeschichte.
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Unter den französischen Kolonien nahm Algerien eine besondere Stellung ein. Anders als viele andere von ihm beherrschte Territorien betrachtete Frankreich diese Kolonie als Teil der Republik. Auf dem Papier waren ihre ­Bewohner französische Bürger. Doch schon lange vor dem Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges im Jahr 1954 war die algerische Kolonialgesellschaft voller Konflikte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Hauptstadt Algier zum Sitz der 1943 von Charles de Gaulles ausgerufenen sogenannten freifranzösischen Regierung und algerische Unabhängigkeitsforderungen zwangen die französische Kolonialmacht zu Zugeständnissen. Die versprochene Gleichstellung der algerischen Bevölkerung blieb allerdings ein bloßes Lippenbekenntnis.

In Frankreich glaubte man zunächst, es handele sich um lokal begrenzte Unruhen, angefacht von Ägyptens Präsident Gamal Abd al-Nasser.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, ausgehend von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen algerischen Unabhängigkeitskämpfern und französischen Polizisten bei Siegesfeierlichkeiten am 8. Mai, verbreiteten sich Unruhen über das ganze Land. Selbstorganisierte Milizen, sowohl algerisch-separatistische wie französisch-loyalistische, griffen sich gegenseitig an und verübten Vergeltungsaktionen, denen Tausende Menschen zum Opfer fielen. Die französische Armee schlug die Aufstände brutal nieder und konnte die koloniale Vorherrschaft wiederherstellen, löste jedoch eine Radikalisierung der arabischen Bevölkerung aus und brachte der Unabhängigkeitsbewegung großen Zulauf.

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