Sanktionen für den Gesundheitsminister

Schmerzhafte Sanktionen

Was wird aus Karl Lauterbach?
Die preisgekrönte Reportage Von

Wie tief kann ein Medienliebling fallen? Karl Lauterbach – wohl kein Politiker hat in der Coronakrise so sehr die Gunst der Öffentlichkeit erlangt und sie so schnell wieder verloren. Mit ein paar flotten Tweets (»Die Bundesregierung muss jetzt sofort den Kommunismus einführen und ein Gesundheitssystem wie in Kuba errichten«) und markigen Sätzen in Talkshows (»Wenn meine Pläne nicht umgesetzt werden, brennt morgen der Reichstag, verlassen Sie sich drauf«) gelang es dem umtriebigen Salzfan, das Image des spröden Konzernlob­byisten abzustreifen. Kevin Kühnert beugte sich dem Druck der Straße, machte Lauterbach per Dekret zum Gesundheitsminister, wo er per Koalitionsvertrag bruchlos das Programm der FDP durchsetzen sollte (»Gesundheit ist vor allem Eigenverantwortung, Gott wird die Seinen schon erkennen«).

Nun leistet Lauterbach öffentlich Abbitte: »Als ich Minister wurde, hätte ich mir niemals denken können, dass ich Taten und Worte in Korrelation bringen muss. Hier gelobe ich Nachbesserung, werde fortan weniger Worte verwenden.« Lauterbach verordnete sich selbst eine »neue Fehlerkultur«: »Jede vierte Fehlentscheidung möchte ich mit öffentlichem Zähneknirschen zurücknehmen, jede fünfte mit einem Rücktrittsangebot. Und alle drei Monate werde ich mich in einer Sonderpressekonferenz den knallharten Fragen eines Markus Lanz stellen!« Sanktionen, die schmerzen.

Doch im politischen Berlin rumort es weiter. »Die Leute hatten gar keine richtige Freude am ›Freedom Day‹«, sagt ein SPD-Insider. »Wenn der Karl nicht für so schlechte Stimmung gesorgt hätte, dann würden die Leute die neuen Freiheiten mit offenen Champagnerflaschen begrüßen.« Durch seine öffentliche Reue habe Lauterbach gerade im bürgerlichen Milieu viele Menschen an die Pandemie erinnert, die diese eigentlich schon wieder vergessen hatten: »Und solche Konjunkturimpulse wachsen nun mal nicht auf Bäumen!«

Die Rede ist von einer sechsmonatigen Politsperre für Lauterbach. »Von mir aus kann er gerne Testzentren eröffnen oder Babys küssen – wenn er sie vorher desinfiziert. Aber für einen Politiker dieser Koalition fehlt es ihm derzeit schlicht an Fraktionsdisziplin – und die ist immer noch die der FDP!«


Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.