EU-Länder versuchen, unabhängiger von russischen Energielieferungen zu werden

Frische Luft gesucht

Russische Erdgasimporte zu reduzieren, wirft logistische Probleme auf - und die Frage, welche wirtschaftliche Risiken man einzugehen bereit ist. In Deutschland könnte die Abkoppelung länger dauern.

Weil der russische Staatskonzern Gazprom am 27. April seine Erdgaslieferungen nach Polen und Bulgarien eingestellt hat, ist die Sorge groß, dass bald auch andere europäische Länder kein Gas mehr erhalten könnten. Gazprom begründete seine Entscheidung damit, dass sich Polen und Bulgarien weigerten, ihre Gasrechnungen in Rubel zu bezahlen. Die russische Regierung hatte Ende März angekündigt, nur noch Rubel für Gaslieferungen entgegenzunehmen; die Einzahlung soll auf spezielle Konten der Gazprombank erfolgen, die die Zahlung in Fremdwährung dann in Rubel wechselt – die Gazprombank ist bislang nicht von den Sanktionen gegen russische Banken betroffen, und durch diese Praxis könnte der Kurs des Rubel gestützt werden.

Der Schritt erscheint willkürlich, denn andere EU-Länder, wie etwa Deutschland, sind bislang von dieser Praxis ausgenommen. Russland wolle mit der Entscheidung vor allem Ängste schüren, um andere europäische Staaten zu zwingen, ihre Gasrechnung in Rubel zu begleichen, sagte daher die Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) der Funke-Mediengruppe.

Im vergangenen Jahr stammten 45 Prozent der Gasversorgung der EU aus Russland. Vor allem Deutschland war mit einem Anteil von 55 Prozent in hohem Maß von russischen Gaslieferungen abhängig.

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