Seit über einem Monat wird an nordrhein-westfälischen Unikliniken gestreikt

Streik als Notwehr

Über einen Monat dauert bereits der Streik der Pflegekräfte und anderer Beschäftigter an den Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen. Die Streikenden fordern Entlastung und mehr Personal in den Krankenhäusern.

Vier Wochen lang war Laura Blind schon im Streik. Am Mittwoch vergangener Woche stand die Intensivpflegerin aus Münster vor der Universitätsklinik Köln am Streikposten, einem mit Transparenten und Luftballons behangenen Zelt und Pavillons. Dort versorgten die Streikenden sich mit warmgehaltenen Frikadellenbrötchen und Kaffee. An dem sonnigen Frühsommertag zog die zentrale Streikdemonstration der nordrhein-westfälischen Unikliniken durch Köln.

Blind hatte gerade stundenlange Verhandlungen mit den Arbeitgebern hinter sich. Sie gehört der Kommission an, die derzeit mit den Klinikleitungen einen »Tarifvertrag Entlastung« aushandelt – für Pflegekräfte, Servicekräfte, Therapeutinnen, Auszubildende und Assistenten an den Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen. Der Tarifvertrag soll Mindestpersonalausstattungen für alle Bereiche der Unikliniken in Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster festlegen sowie angemessenen Belastungsausgleich bei Unterbesetzung vorsehen. Neben der Verbesserung der Arbeitsbedingungen geht es auch um die Qualität der Ausbildung.

Die Intensivpflegerin Laura Blind geht täglich mit dem Gefühl nach Hause, nicht alles geschafft zu haben. »Wenn ich weiß, dass jemand alleine sterben muss, ist das für mich kaum zu ertragen.«

Blind ärgert sich über den bisherigen Verlauf der Verhandlungen. »Bislang hat sich die Gegenseite nicht zu unseren Forderungen verhalten«, sagt sie der Jungle World. »Dabei hatte sie lange genug Zeit.« Schon Ende vergangenen Jahres organisierte die Gewerkschaft Verdi Warnstreiks an Unikliniken in Nordrhein-Westfalen. Im Januar richteten Beschäftigte wegen der untragbaren Arbeitsbelastung mit dem »Notruf NRW« ein Ultimatum an Politik und Arbeitgeber, binnen 100 Tagen ein Verhandlungsangebot vorzulegen, die Warnstreiks gingen weiter. Als die Klinikleitungen kein Angebot einreichten, begann der unbefristete Streik.

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