Vorschläge, wie man für Lehrernachwuchs sorgen könnte

Wozu mehr Lehrer?

Klassenkampf Von

Eines der Rätsel, die Wissenschaft und Politik seit Menschengedenken, oder jedenfalls schon seit meiner Schulzeit, beschäftigen, ist die Frage, wo eigentlich die jungen Lehrkräfte herkommen. Denn würde man das herausfinden, wäre es vielleicht sogar möglich, ihre Entstehung ein bisschen zu steuern. Womöglich könnte man ihnen, ähnlich wie den Pandabären, Anreize zur Fortpflanzung bieten, etwa indem man sie während ihrer Freistunden in von der Schulöffentlichkeit abgeschirmte dunkle Räume sperrt, ihnen lehrergerechte Snacks und ein paar anregend schlechte Schülerarbeiten darbietet und auf einen gesunden Wurf hofft.

Aber man weiß ja nicht, wann und wo es passiert, der Lehrernachwuchs kriecht einfach in unregelmäßigen Abständen aus jenen finsteren Nischen hervor, in denen er unter ungeklärten Umständen entstanden ist. Nie weiß man vorher, wie viele es sein werden und was sie unterrichten können, und zu allem Unglück kommt es in den ersten Berufsjahren, während derer die kleinen Lehrkräfte noch putzig, weich und wenig widerstandsfähig sind, regelmäßig zu heftigen Verlusten. Unter diesen Bedingungen lässt sich natürlich nicht verhindern, dass es in manchen Jahren zu wenig Lehrpersonal gibt. Da die Wissenschaft hier seit langem keine neuen Antworten bietet, sind kreative politische Lösungen gefragt. Die Schweiz, in der derzeit 6 000 Lehrerstellen nicht besetzt sind, geht mit gutem Beispiel voran. Hier wird diskutiert, alle Lehrpersonen zu einer Erhöhung ihres Pensums um zehn Prozent zu verpflichten –  Simsalabim, Problem gelöst. Der Berliner Senat denkt in eine ähnliche Richtung, fordert Lehrkräfte aber vorläufig nur freundlich auf, ein wenig aufzustocken – bis zu vier Stunden könnte eine in Vollzeit beschäftigte Lehrkraft beispielsweise zusätzlich übernehmen – oder ihre Pensionierung zu verschieben, auf irgendeinen späteren Zeitpunkt, an dem genug neue kleine Lehrkräfte aus ­ihren Löchern gekrochen gekommen sein werden.

Das sind natürlich alles schon ganz gute Einfälle, aber man sollte noch freier denken – um eine solche Krise in den Griff zu bekommen, muss man auch mal mutig sein und überkommene Tabus beherzt überwinden. Statt das Arbeitspensum der Lehrer um zehn Prozent zu erhöhen, könnte man ja zum Beispiel auch einfach jedes zehnte Kind im nächsten Teich ertränken: Simsalabim. Auch sollten wir uns, denke ich, die Frage stellen, ob diese obligatorischen zehn Schul­besuchsjahre nicht übertrieben sind, einigen Kindern reicht ja vielleicht schon eine solide Grundschulbildung. Falls jetzt irgendwer da draußen lacht: Einer dieser beiden Vorschläge wird beizeiten schon gemacht werden von irgendwem, der weiß, dass Kinder, die außerhalb des Mittelmeeres ertrinken, meist für schlechte Presse sorgen.