Alle Jahre weniger
Vor zwei Jahren fand die erste große »Querdenken«-Demonstration in Berlin statt. Zum Jubiläum haben Berliner Verschwörungsgläubige für eine Protestwoche in die Hauptstadt mobilisiert. Esoteriker und Rechtsextreme aus Kassel, Frankfurt, Düsseldorf und anderen deutschen Städten waren angereist – trotzdem blieben die Teilnehmerzahlen verhältnismäßig gering. Am Samstag und am Sonntag zogen einige Tausend Demonstranten durch Berlin. Am besten besucht war wohl der »Medienmarsch« am Montag, dem Jahrestag der ersten Großdemonstration von »Querdenken« am 1. August 2020. Damals waren es Zehntausende Menschen gewesen, diesen Montag sollen der Polizei zufolge rund 5 000 Menschen teilgenommen haben. Sinn und Zweck des Aufmarsches war es offenbar, die Presse verächtlich zu machen und gleichzeitig Anbieter aus der eigenen medialen Parallelwelt zu bewerben.
Der »Medienmarsch« begann mit einer Kundgebung vor dem Bundestag. Von dort zog die Demonstration an einigen Redaktionssitzen vorbei und wieder zurück zum Sitz des Bundestags.. Der Szeneanwalt Ralf Ludwig verlas dort einen Brief des inhaftierten »Querdenken«-Gründers Michael Ballweg. Dieser lässt seinen Anhängern ausrichten, er fände nun im Gefängnis Stammheim genug Zeit zum Meditieren. Tatsächlich sind nicht wenige Teilnehmende mit »Free Ballweg«-Schildern und -Transparenten gekommen, manche im Stil von Obamas »Change«-Wahlplakaten. Ballweg sitzt in Untersuchungshaft, ihm werden Betrug und Geldwäsche vorgeworfen.
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