Zwei Auseinandersetzungen mit dem Abbau des sowjetischen Siegesdenkmals in Riga

Zwischen den Fronten

Der Krieg in der Ukraine verschärfte in den baltischen Staaten die Konflikte um den Umgang mit der sowjetischen Geschichte. Vielerorts werden Denkmäler entfernt, die als Überbleibsel der sowjetischen Herrschaft gelten. In Riga sorgte der Abriss des monumentalen Denkmals an den Sieg über die Nationalsozialisten für hitzige Debatten.

1985 wurde das 79 Meter hohe »Denkmal für die ­Befreier des Sowjetischen Lettlands und Rigas von den ­Deut­­schen Faschistischen Inva­soren« im sogenannten Sieges­park in Riga enthüllt. Für viele Letten repräsentierte es die erneute Annexion Lettlands durch die Sowjetunion 1944 und die lange Sowjetherrschaft. Am Donnerstag vergangener Woche wurde das Denkmal nach einem Beschluss des Rigaer Stadtrats abgerissen - eine Entscheidung, die auch Protest hervorrief. Einer repräsentativen Umfrage vom Juni zufolge sagten zwar 48,5 Prozent der Befragten, sie unterstützten den Abriss des Denkmals, doch 35 Prozent waren dagegen. Unter den russischsprachigen Einwohnern Lettlands lehnten sogar 60 Prozent der Befragten den Abriss ab. Die ­Diskussion wird dadurch erschwert, dass die russische Propaganda den Umgang mit den sowjetischen Denkmälern und die Frage der Behandlung der russischen Minderheiten seit Jahren instrumentalisiert, um Stimmung gegen die bal­tischen Staaten zu machen. Viele russischsprachige Letten wiederum beklagen, sie würden wegen der Konfrontation mit Russland unter Generalverdacht gestellt. Im Folgenden werden zwei Texte von Einwohnern Lettlands dokumentiert, die den Abriss des Denkmals kritisieren.


Zündstoff

Der Abriss des Siegesdenkmals wird viele russischsprachige Letten vom lettischen Staat entfremden. Ihr Wunsch, dort des Siegs über den Nationalsozialismus zu gedenken, sollte respektiert werden.

Von Ekaterina Wikulina

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