Bären bieten unterwegs unendlich viel Gesprächsstoff

Viele Tiere

Walk on the Wild Side. Zwei Schwule – ein Wanderweg Von

Ein wenig Vorsicht vor den Vertretern des Tier- und Pflanzenreich sei angeraten, begibt man sich auf die Langstreckenwanderung von Mexiko nach Kanada. Nach einigen Monaten auf dem Trail weiß man so einige schaurige Geschichten zu erzählen, die dazu veranlassen, sich mit offenen Augen und Ohren durch die Landschaft zu bewegen. Eine Hikerin bemerkte zum Beispiel erst im letzten Moment, dass sich unter ihrem Hintern eine Klapperschlange befand, als sie für eine kurze Pinkelpause neben dem Trail in die Hocke ging.

Auf jeden Fall sollte man tunlichst darauf achtgeben, dass man keine ungebetenen tierischen Gäste im Zelt oder gar Schlafsack vorfindet, will man doch nicht des Nachts von Skorpionen, Moskitos, Eidechsen oder Nagetieren belästigt werden, die in großer Zahl um einen herumhuschen. Auch das Essen sollte auf bestimmten Passagen des Trails in dem dafür vorgesehenen Bärenkanister verschlossen werden, sonst droht der nächtliche Besuch eines Schwarzbären. Eine Faustregel im Umgang mit den zwar flauschigen, aber überaus imposanten Fellnasen lautet: Wenn ein Bär hinter deinem Essen her ist, ist es nicht mehr dein Essen. Punkt.

Des Öfteren wird man auch von anderen wunderlichen Tieren auf eine Geduldsprobe gestellt. Wieso Mücken unbedingt Ohren, Nase, Mund und Augen ansteuern müssen, bleibt eines der vielen Rätsel des Trails. Gibt es etwa suizidale Schmeißfliegen? Warum Abertausende Moskitos Teile der High Sierras bevölkern, bleibt ebenso unverständlich. Die Entsandten der Hölle verfolgen die Wanderwütigen, so dass man in bestimmten Abschnitten nur noch rennende Menschen sieht, denn ansonsten drohten sie bei lebendigem Leib verspeist zu werden. Am Ende des Tages zieren dann Blutflecken Arme und Beine, manche der blut­saugenden Vampire haben die Wanderer eben doch erwischt.

Es gibt auch Quälgeister auf vier statt sechs Beinen, die sich sich bereits einen Namen gemacht haben. Zum Beispiel Shithead Steve, ein aufdringlicher Hirsch. Er und seine Artgenossen treiben schon seit geraumer Zeit ihr Unwesen auf dem Pacific Crest Trail und belästigen die Wanderer. Man darf sich nicht von den braunen Rehaugen täuschen lassen. So berichteten bereits mehrere Wandernde davon, von Steve und Co. regelrecht gestalkt worden zu sein. Sie machen auch vor Urin nicht halt, denn die Hirsche lechzen nach dem Salz der Hiker. So kann es vorkommen, dass man von den Golden-Shower-Fetischisten in Bambigestalt regelrecht verfolgt wird.

Eine andere Tierart bietet den Wanderern oft Gesprächsstoff: die Bären. In Deutschland wird bekanntlich nicht lange gefackelt und ein Problembär kaltgemacht, in Kalifornien verhält es sich da manchmal anders. Hank the Tank (eine Bildersuche mit einer beliebigen Internetsuchmaschine lohnt sich) ist ein in South Lake Tahoe aufgetauchter Bär, der sich von Pizza und Abfall aus der gesamten Nachbarschaft ernährt, weil die Menschen es nicht so genau genommen haben mit dem Verschließen der Mülltonnen. Als die städtischen Behörden sich dafür entschieden, den mittlerweile mehr als 500 Pfund wiegenden Bär zu erschießen, riefen tierliebe Bewohner eine Rettungsaktion für den ­ungebetenen Zaungast ins Leben. Hank ist nun auf Diät gesetzt und darf weiterleben.

Welche tierischen Skurrilitäten wohl noch in Oregon und Washington warten? Eines der Highlights bis jetzt war auf jeden Fall die Audienz bei Mayor Max II. im kalifornischen Idyllwild, einem Golden Retriever, der in dieser Kleinstadt Bürgermeister war. Kein Scherz. Leider verstarb das Gemeindeoberhaupt am 30. Juli.