Immer mehr Menschen versammeln sich in Ostdeutschland bei rechten Protesten

Der Kampf um die Straße

Im Zuge des angekündigten »heißen Herbsts« versammeln sich derzeit wöchentlich Tausende Menschen vor allem in den östlichen Bundes­ländern zu Demonstrationen. Dort werden Umsturzphantasien ventiliert, eine Distanzierung von extrem Rechten findet kaum statt.

Die Proteste nehmen an Fahrt auf. Seit einigen Wochen demonstrieren in der Bundesrepublik Menschen gegen die Energiekrise, die Inflation und die Russland-Politik der Regierung. So auch im sächsischen Plauen. Hier hat das »Forum für Demokratie und Freiheit« seit Ende August bisher drei Veranstaltungen mit bis zu 5 000 Teilnehmenden organisiert; seine Aufzüge nennt es pathetisch »Volksversammlungen«. Von den Rednerinnen und Rednern wird das Zusammenkommen häufig als demokratischer Akt gefeiert – nicht zuletzt versucht man damit, an die Vorreiterrolle Plauens während der »friedlichen Revolution« zu erinnern. Die erste der damaligen Großdemonstrationen in der DDR, noch vor jenen in Leipzig und Ost-Berlin, hatte dort stattgefunden.

Bei der ersten Veranstaltung am 28. August stellte sich die Mitorganisatorin Moreen Thümmler auf der Bühne als alleinerziehende Mutter von drei Kindern vor, die in Vollzeit arbeite und – besorgt um das Wohlergehen ihrer Familie – diese Demonstration ins Leben gerufen habe. Anschließend verfiel sie in Tiraden gegen »eine Regierung, die wir angeblich gewählt haben«. Angefeuert von einer johlenden Masse listet sie eine wilde Melange vorgeblicher Missstände auf, darunter die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland und die militärische Unterstützung der Ukraine. In antifeministischer Manier ­polemisierte sie außerdem gegen eine angebliche Frühsexualisierung in Kindertagesstätten und echauffierte sich über die rechtliche Anerkennung des dritten Geschlechts. »Wir leben in einem Land, in dem es Kindern verboten ist, sich an Fasching als Indianer zu verkleiden. Jedoch haben sie im Gegenzug jetzt das Recht, ab dem 14. Lebensjahr jährlich ihr Geschlecht zu ändern.«

Bei einer Veranstaltung mit dem Titel »Nein zum BRD-Gefängnis« in Marienberg (Sachsen) trat sogar der parteilose Oberbürgermeister André Heinrich ans Mikrophon.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::