Badebomben liegen im Trend

Der Feind in meinem Bad

Perfekten Genuss erleben. Badesalz ist out, heute nimmt man Badepralinen.
Perfekten Genuss erleben Von

Im Zuge der Energiekrise bin ich, wie viele, aufs intermittierende Duschen umgestiegen, was bedeutet: an einem Tag Katzenwäsche unter der Brause mit Pausen fürs Shampoonieren aller möglichen Körperstellen, am nächsten Tag wird das ungewaschene Eigenodeur mit allerlei duftendem Schmierzeug übertüncht. Dennoch will ich die wohnungseigene Badewanne nicht vollkommen ungenutzt verrotten lassen. Man hört ja derzeit viel von ungespülten Heizungsrohren und Legionellen in der Kaffeetasse; vielleicht, so flüsterte es mir Schwester Paranoia zu, wuchert auch in der Badewanne irgend so ein Todeskeim, wenn sie lang genug nicht benutzt wird – und überhaupt, hatte ich von meinem vorbildlichen Energiesparkurs nicht hinlänglich eine angenehm körperwarme Badepause verdient? Andere, man liest es immer wieder, sparen ja schließlich überhaupt nicht, und ich spare schon für vier, also kann ich mir als Top­ethiker gelegentlich eine unethische Pause gönnen.

Zur Vorbereitung wollte ich eine Packung Badesalz erstehen und lief in einen dieser knallbunten, fürchterlich miefenden Körper-Läden. »Badesalz«, rief ich der inmitten der Miasmen stehenden Verkaufsperson zu, »ich brauche Badesalz, will mir selbst etwas Gutes tun in meinem Energiespar-Struggle«. Die Person musterte mich von oben bis unten; ihr Blick verriet, dass sie meinem persönlichen Hygieneproblem eigentlich nur noch mit dem Flammenwerfer beizukommen wüsste. Dennoch beriet sie mich mit geübter Arroganz: Badesalz gebe es so gut wie keines mehr, die Vorräte seien aufgebraucht, verkauft würden jetzt allüberall nur noch Badebomben und Badekugeln: riesige Seifengebilde von der Größe eines ganzen Salzstreuers – und doch nur für eine einzige Badesitzung gemacht. »Gute Verkaufsperson«, hob ich an, »ich spare jeden Tag Energie, um Bomben und Kugeln den Garaus zu machen! Ich weiß, dass ich mit meinem Badespaßintermezzo diesem Ansinnen vielleicht nicht ganz entspreche.« »Aber deshalb lege ich mich noch lange nicht mit dem Feind ins Bad«, sagte ich natürlich nicht, ich wollte den Eindruck einer sogenannten hilflosen Person, den ich ohne Zweifel schon abstrahlte, nicht noch verstärken.

Badesalz fand ich auch in anderen Geschäften nicht mehr – dafür »­Badepralinen«. So konnte ich meine Auszeit vom Energiesparen auch ohne militärischen Beiklang (Badebombe!) nehmen. Ich gebe ihnen fünf von fünf Friedenspunkten!

An dieser Stelle schreibt Leo ­Fischer über seine persönlichen Erfahrungen in der Welt des ­Konsums. Seine Erlebnisse und Meinungsäußerungen erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.