Jan Böhmermanns Gleichsetzung von Feministinnen mit Rechten ist falsch

Feministische Nazis

Jan Böhmermann erweist dem Kampf gegen trans­­feindliche Gewalt mit seiner pauschalen Gleichsetzung von Feministinnen mit Rechten einen Bärendienst.
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In der am 2. Dezember ausgestrahlten Folge des »ZDF Magazin Royale« warf Moderator Jan Böhmermann allerlei in einen Topf: Alice Schwarzer und die auch, aber nicht nur von ihr geäußerte feministische Kritik am geplanten Selbstbestimmungsgesetz, die Diskussion über das biologische Geschlecht und christliche Fundamentalisten, Rechtsextreme und dubiose Think Tanks aus den USA und Russland wurden über einen Kamm geschert.

Drei vernünftige Aussagen trifft der Beitrag: dass es ein Fortschritt der bürgerlichen Gesellschaft ist, dass transgeschlechtliche Menschen endlich Teil der Öffentlichkeit sind; dass das überkommene »Transsexuellengesetz« dringend reformiert werden muss; und dass es noch immer Rechtsextreme gibt, deren faschistische Ideologie auch im Hass auf geschlechtliche Devianz gründet.

Allerdings liefert der Beitrag keine Erklärung für das Unbehagen am in Teilen autoritär auftretenden Trans-Aktivismus. Stattdessen wird zwischen Alice Schwarzer, der AfD-Politikerin Beatrix von Storch, der rechten Publizistin Birgit Kelle und der Biologin Marie-Luise Vollbrecht keinerlei Unterschied gemacht. Man entblödet sich beim ZDF nicht einmal, eine Verbindung zwischen dem Akronym »Terf« (trans-exclusionary radical feminism) und turd (englischer Begriff für Scheißhaufen) herzu­stellen und damit buchstäblich Feministinnen als Kot zu bezeichnen.

Warum ausgerechnet die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer mit fundamentalchristlichen Ideologen und rechtsextremen Politikern gemeinsame Sache machen sollte, bleibt nebulös. Ein nur grob bestimmtes Glaubensgebäude werde durch Trans-Menschen angegriffen, nur wenn Trans-Menschen »falsch« seien, könnten Schwarzer und von Storch richtig sein, so Böhmermann. Dass beide Frauen aber mitnichten dieselbe inhaltliche Position vertreten, diametral entgegengesetzte Vorstellungen von Gesellschaft und Frauenrechten haben und sie nichts anderes miteinander verbindet als politische Kämpfe gegeneinander, wird genauso verkannt wie die Tatsache, dass die AfD zu Frauenrechten ein ebenso instrumentelles Verhältnis hat wie zu Israel.

Die absurde, aber mittlerweile gängige Gleichsetzung von Feministinnen mit Nazis ist eine krasse Relativierung rechter Ideologie, deren gewalttätiges Wesen auf die Kritik an Trans-Aktivismus reduziert wird. Und die Kritik an angeblichen »Terfs« wird auch im ZDF rein moralisch vorgetragen. Dass mit dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz die Hälfte der Bevölkerung die Garantie auf Schutzräume verliert, wird der Lächerlichkeit preisgegeben.

Wäre es Böhmermann nun tatsächlich ernst, hätte er sich damit auseinandersetzen können, dass transfeindliche Gewalt in Deutschland nicht von Frauen, sondern von Männern ausgeht, und zwar, wie auch im Fall von Malte C., der nach einem Angriff auf dem CSD in Münster in diesem Jahr seinen Verletzungen ­erlag, nicht zuletzt von muslimischen Männern. Diese Tatsache aber stört sein linksliberales Publikum, das zu viel Spaß an der moralischen Ausschaltung von Feministinnen zu haben scheint.

Böhmermann erweist der Bekämpfung transfeindlicher Gewalt einen Bärendienst. Und ist erst jede Kritik am Queerfeminismus diskreditiert, muss man auch keinen feministischen Blick mehr auf die gesellschaftliche Realität werfen, zum Beispiel darauf, wie es sein kann, dass die Zahl der jungen Mädchen sprunghaft ansteigt, die lieber als Mann leben wollen.