Einige sehr junge Abgeordnete sitzen im Bundestag – Rebellen sind sie nicht

Der Jargon sitzt

Im Bundestag sitzen viele junge Abgeordnete, vor allem bei den Grünen und der SPD. Ein Blick auf die Funktionsträger von morgen.

Warum rutschen junge Menschen in die Parteipolitik ab? Anders als im Fall der hinreichend empirisch untersuchten Fragen, warum Heranwachsende und Postadoleszente zu Drogen greifen oder eine kriminelle Laufbahn einschlagen, verfügt die Wissenschaft hier nicht über befriedigende Erkenntnisse. Und so liefern am ehesten die Selbstauskünfte des jungen politischen Personals Anhaltspunkte.

»Schon als Kind war mir wichtig, dass meine Stimme gehört wird und dass es um mich herum gerecht zugeht. Ich habe mich für andere eingesetzt und selbstbestimmte Projekte an den Start gebracht«, schreibt etwa die 24jährige Emilia Fester auf ihrer Website. »Wattenscheider zu sein, ist für mich politisch. Das konnte ich mit 14 Jahren verstehen: Damals engagierte ich mich mit Mitschüler*innen gegen Nazis, denn durch die frühere NRW-Zentrale der NPD spürten wir die Gefahr für unsere Freiheit«, lässt der 25jährige Max Lucks die Öffentlichkeit wissen. »Gerechtigkeit war mir schon immer wichtig. Wenn ich etwas ungerecht fand, wollte ich nicht zugucken, sondern es ändern«, sagt die 26jährige Merle Spellerberg über sich. Für Gerechtigkeit, selbstbestimmte Projekte und Wattenscheid, gegen Nazis und Gefahren für »unsere Freiheit« – das sind also Beweggründe der drei für ihr Engagement bei den Grünen.

Einer allzu großen Anpassungs­leistung bedarf es gar nicht mehr. Den Jargon des Politikbetriebs hat der Nachwuchs bereits verinnerlicht.

Fester, Lucks und Spellerberg sind allerdings nicht einfach nur Parteimitglieder. Wie ihr Parteikollege Niklas Wagener (24 Jahre) und die Sozialdemokraten Jakob Blankenburg (25 Jahre) und Fabian Funke (25 Jahre) zogen sie nach der Wahl im vergangenen Jahr in den Bundestag ein und waren damit zu dem Zeitpunkt die einzigen unter 25jährigen von insgesamt 736 Abgeordneten.

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