Die Kolumnistin war erkältet

Verschnupft

Das Medium Von

Plötzlich und unvermutet die Möglichkeit zur Grippeschutzimpfung erhalten und im Wartezimmer mit einer Erkältung angesteckt. Das war nicht optimal, aber zum Glück fiel das Schlappsein auf genau das Wochenende, an dem überraschend Einzelheiten aus dem eigentlich für diesen Dienstag zur Veröffentlichung vorgesehenen Buch von Prinz Harry verbreitet wurden. Und das kam so:

In Spanien war wohl am Freitag ein Feiertag und deswegen war das Werk vorab an Buchläden geliefert und in manchen Fällen gleich in die Auslage gelegt worden. Irgend­jemand alarmierte jedenfalls die britische Presse, die sich wahl­weise ins Flugzeug setzte und nach der Landung die spanische Version des Harry-Buchs einkaufen ging oder ihre Spanien-Korrespondenten losschickte.

Jedenfalls konnte man plötzlich überall Einzelheiten aus dem Werk lesen, von dem es noch tags zuvor hieß, dass es aufgrund der mutmaßlich darin enthaltenen Enthüllungen vielleicht zum Ende der Monarchie führen könnte. Drei Tage später muss man sagen, dass die Monarchie ihr Ende wirklich verdient hätte, wenn sie sich von Prinzenpenissen, wildem Sex hinter Gasthäusern und vollgemachten Hosen vor dem Date aus dem Konzept bringen ließe. Tut sie nicht, also bisher nicht.

Und nachdem Harry drei von geplant vier Interviews über seine Sicht der Dinge gegeben hat, in denen er mitteilte, dass die Königsfamilie nicht rassistisch sei und er und seine Frau das auch nie behauptet hätten, sowie dies und das sagte, ist die blöde Erkältung auch schon so gut wie vorbei. Viel länger wäre die Lektüre der Harry-Statements auch nicht aushaltbar gewesen, es ist nämlich einfach nicht schön, sozusagen mitzulesen, wie jemand mit offenkundigen Problemen Dinge verbreitet, die nicht dazu geeignet sind, sein Image zu verbessern, um es zurückhaltend zu formulieren. Und nun wird sich erst mal erholt, und dann das Buch besorgt und unwohlwollend besprochen, es sei denn, die zuständige Redakteurin hätte was dagegen.