Vorerst keine Ausweitung der Kampfzone
Nun ist man aber schwer beruhigt: Der Schriftsteller Michel Houellebecq hat den Bürgerkrieg wieder abgesagt. Vorläufig jedenfalls, denn die Voraussetzungen für einen Aufstand sind noch nicht gegeben. Noch ist es also damit getan, dass man mehr oder minder massenhaft »kriminelle Ausländer abschiebt«. Dann wird vielleicht Ruhe einkehren. Dies gab Houellebecq bekannt, nachdem er sich am 6. Januar mit dem Rektor der Großen Moschee von Paris, dem Anwalt Chems-Eddine Hafiz, zu einer Aussprache getroffen hatte. Hafiz hatte den Schriftsteller am 28. Dezember 2022 wegen Volksverhetzung angezeigt. Das gemeinsame Kaffeetrinken kam auf Anregung des französischen Oberrabbiners Haïm Korsia zustande, der das Gespräch dann auch moderierte – offenbar mit Erfolg. Nach dem Treffen zog Hafiz die Anzeige denn auch zurück.
Der algerischstämmige Hafiz ist ein religiöser Multifunktionär und mit seiner Gesellschaft »Vivre l’islam« erfolgreich; diese produziert seit Jahrzehnten eine wöchentliche halbstündige Fernsehsendung namens »Islam« auf dem Sender France 2. Nach dem Gespräch kündigten konkurrierende muslimische Verbände an, ihrerseits die Sache in die Hand zu nehmen und Anzeige zu erstatten. So zum Beispiel der Vorsitzende des 2003 vom französischen Innenministerium eingerichteten Kultusrats der französischen Muslime, Mohammed Moussaoui, der der marokkanischen Community nahesteht. Das Verhältnis zwischen Hafiz und Moussaoui spiegelt auch die Rivalität zwischen algerischen und marokkanischen Staatsinteressen wider.
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