Venusmuscheln im Paradies

»Isabella, seien Sie ganz ehrlich, Ihr Kollege Rocco belästigt Sie, oder?« fragt Valentina (Sabrina Impacciatore), Managerin der sizilianischen Dependance der fiktiven Luxusherbergen-Kette »White Lotus«, in der mit Marmor, exotischen Blumen und barockem Firlefanz gestalteten Hotel­lobby ihre Mitarbeiterin. Die höfliche Empfangsdame (Elenora Romandini) lächelt und verneint. »Es ist nur«, hakt die Chefin nach, »weil Männer ein bisschen übergriffig oder sogar aggressiv sein können, stimmt doch? Und das darf nicht sein. Wenn Sie sich je unwohl fühlen, kommen Sie zu mir.« Was Isabella nicht weiß: Die Managerin will sie gar nicht beschützen, sie will lediglich Rocco von ihr fernhalten, denn Valentina steht auf ihre Mitarbeiterin.

Früher oder später entlarven sich in der überdrehten, von Mike White geschriebenen und produzierten Reichensatire »White Lotus« noch die heuchlerischsten Figuren selbst. Meist sind es gerade die woken und lauten Fürsprecher der Unterdrückten, welche diejenigen, deren Schutz sie predigen, für einen eigenen Vorteil verraten. Am Ende kommen weder die Hotelangestellten noch die superreichen Gäste, weder die Frauen noch die Männer gut weg. Stets verbergen sich hinter den hehren Ansichten, die die Figuren ständig vertreten, nur die eigenen Interessen. Den versnobten Gästen und dem um Perfektion bemühten Management des Luxus-Resorts dabei zuzusehen, wie sie sich in ihren Widersprüchen verheddern, macht einfach Spaß.

Früher oder später entlarven sich in der überdrehten, von Mike White geschriebenen und produzierten Reichensatire »White Lotus« noch die heuchlerischsten Figuren selbst. Meist sind es gerade die woken und lauten Fürsprecher der Unterdrückten, welche diejenigen, deren Schutz sie predigen, für einen eigenen Vorteil verraten.