Der selbsternannte Feminist ist oft nur faul und frech

Die lieben Mitkämpfer

Das Medium Von

Besonders schlimm wäre es eigentlich nicht, wenn die Männer, die sich so gern selbst als Feministen bezeichnen, einfach weggingen und was anderes tun würden. Genauer: Was anderes als Feministen sein, wozu ihrer Meinung nach zwingend gehört, Frauen unermüdlich zu erklären, wie viel Verständnis sie für sie haben und wie sehr sie vertrauenswürdige Mitkämpfer sind und im Prinzip wirklich jede feminine Sache bis aufs Blut verteidigen oder erkämpfen werden, je nachdem. Das wäre alles noch aushaltbar, wenn es da nicht auch noch die Sondergattung der Feministen geben würde, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Frauen darüber aufzuklären, dass sie eigentlich gar keine Ahnung vom Feminismus haben. Und sie deswegen extrem dankbar zu sein haben, dass sie von bewusstseinserweiterten Männern, im vorliegenden Fall diesem Mann, darüber aufgeklärt werden, was sie zu denken haben.

Moderne Feministen sind die besseren Menschen, ganz klar. Sie tauchen nachts im Dunkeln aus dem Nichts auf, um sich nach dem Weg zur nächsten Kneipe zu erkundigen, und machen blöde Witze, wenn frau sich erschreckt. Weil die nämlich offenkundig zu blöd ist, einen ausgewachsenen Feministen von einem, sagen wir: Serienmörder zu unterscheiden. Sie begleiten die schwerkranke Freundin nicht nach Hause, weil das unfeministisch sei. Oder zu lästig, aber das darf man ihnen nicht sagen. Und so zu gucken, als würde man es denken, ist auch verboten, weil Zweifel am modernen feministischen Mann schwer ver­boten sind. Statt dessen hat man pausenlos dankbar zu sein, zum Beispiel dafür, dass er nicht fragt, ob er einen Teil der Taxirechnung zahlen soll, weil das irgendwie herabwürdigend wäre oder so, sondern ob der Gratisfahrt sehr zufrieden aussteigt und nicht einmal danke sagt. Es ist jedenfalls ein Elend.