David Dalton, Ökonom, über die ukrainischen Oligarchen im Krieg

»Die Wirtschaft ist in einem katastrophalen Zustand«

Der Krieg hat die ukrainische Wirtschaft massiv geschädigt. Das trifft auch die Oligarchen, die lange die ukrainische Politik und Gesellschaft dominiert haben, und verändert die Machtverhältnisse in der Ukraine.
Interview Von

In den vergangenen Wochen sind mehrere hochrangige ukrainische Regierungsvertreter wegen Korruptionsvorwürfen zurückgetreten. Außerdem durchsuchten Ermittler das Haus des Milliardärs Ihor Kolomojskyj und die Häuser von Parlamentsabgeordneten und Beamten. Was bedeuten diese Vorgänge mitten im Krieg?

Bei der Regierungskorruption geht es um ernste Vorwürfe, sie betreffen sensible Bereiche wie die Versorgung des Militärs und die Anschaffung von Stromgeneratoren. Es gibt drei Gründe dafür, dass solche Ermittlungen auch im Krieg stattfinden. Erstens muss die Ukraine die westlichen Unterstützerstaaten auf ihrer Seite behalten. Zweitens will sie der EU beitreten, und da ist Rechtsstaatlichkeit zentral. Der dritte Grund, der oft übersehen wird, sind die großen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre. Die Bevölkerung nimmt solche Art von Korruption immer weniger hin und die Institutionen gehen dagegen vor.

»Präsident Wolodymyr Selenskyj ist derzeit in einer starken politischen Position.«

Was für Veränderungen meinen Sie konkret?

In meinem Buch geht es um das Überleben des oligarchischen Systems nach dem Maidan-Umsturz von 2014. Da übersieht man oft, dass es auch ­andere Entwicklungen gab. Viele waren etwa nach der russischen Invasion überrascht von der Effizienz der ukrainischen Armee, die 2014 noch kaum einsatzfähig war. Das ist ein Zeichen für die Stärkung staatlicher Institu­tionen.

Warum ist das wichtig?

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